Mittwoch, 14. Oktober 2009

Das Jahr mit dem Erleuchter Ignatius (Brjantschaninow) 10. Oktober

Nachlass des Erlösers

Es ist notwendig, notwendig für alle Christen überhaupt mit genauigkeit den nachlass des Erlösers zu erfüllen, der sagte: Wer seine Seele retten möchte, wird sie vernichten, wer aber seine Seele für mich oder das Evangelium vernichtet, wird sie retten. Wer seine Seele liebt, wird sie vernichten, wer seine Seele hasst in dieser Welt, wird sie in der ewigen Welt retten. Was bedeutet seine Seele lieben? Das ist sein Wesen im gefallenen Zustand zu lieben, seine Eigenschaften die vom Fall entehrt sind, sein lügenmeinender Verstand, seine Wünsche und Ängste, seine Wahrheit. Was bedeutet es seine Seele in dieser Welt zu retten? Die Eigenschaften des gefallenen Wesens fördern, seinen Verständnissen und seinem Willen folgen, seine eigene Richtigkeit aus den angeblich Guten Taten des gefallenen Wesens schlussfolgern. Was bedeutet es die Eigene Seele für Christus und das Evangelium zu vernichten, was bedeutet es seine Seele zu hassen? Das ist das Erkennen und Anerkennen des gefallenen Zustands und die Enttäuschung des Wesens durch Sünde; Das ist den Zustand zu hassen, welches in uns durch den Fall entstand, und ihn abtöten durch abwehren seines Verhaltens nach seinen Verständnissen, nach seinem Willen, nach seinen Ängsten; das ist zwanghaft zu seinem Wesen Vernunft und den Willen des Wesens binden, der erneuert wurde durch Christus und sein Verhalten nach den allheiligen Lehren und allheiligen Willen Gottes zu führen, die uns von Gott selbst im Evangelium geöffnet wurden.

Quelle: www.pravoslavie.ru (Russisch)

Das Jahr mit dem Erleuchter Ignatius (Brjantschaninow) 09. Oktober

Über die Liebe zu sich selbst

Wir verfallen in Habsucht und Ehresucht, Rache und Wuterinnerungen [Wenn man die Snden des anderen nicht vergessen und verzeihen kann] und allen sündigen Launen! Wir belistigen und selbst und lügen uns an, denken dabei, dass wie die Liebe zu sich selbs befriedigen, befriedigen jedoch nur unsere unstillbare Selbstliebe. Wenn wir diese Selbstliebe befriedigen wollen, böswirken wir gegen uns selbst und vernichten uns.

Richtige Liebe zu sich selbst liegt in der Erfüllung der lebensspendenden Gebote Christi: "Und dies ist die Liebe, dass wir nach seinen Geboten wandeln" (2. Brief des Johannes 1,6). Wenn du nicht wütest und Wuterinnerungen hast, dann liebst du dich selbst. Wenn du nicht schwörst und nicht lügst, dann liebst du dich. Wenn du nicht verletzt, nicht stiehlst, nicht rächst, wenn du geduldig bist zu deinem Nächsten, fromm und unboshaft, dann liebst du dich selbstWenn du die dich verfluchenden segnest, Gute Werke denen tust, die dir Böses tun, betest für die dir Fallen stellen und gegen dich hetzen, dann liebst du dich selbst; Du bist der Sohn des Himmlischen Vaters, der mit seiner Sonne auf böse und selige scheint, der rechtschaffenen und abtrünnigen seinen Regen schickt.

Quelle: www.pravoslavie.ru (Russisch)

Dienstag, 13. Oktober 2009

Russische Kirche debattiert über Stalin

Die Diskussion ist nicht ganz neu, doch hat sie soeben an neuer Aktualität gewonnen. Der Grund für diese Aktualisierung der Debatte liegt bei einer Neuerscheinung auf dem Russischen Buchmarkt: Ein orthodoxe Priester und Historiker des Moskauer Patriarchats aus St. Petersburg, veröffentlichte ein neues Buch über den russischen General Andrej Wlassow. Die Diskussion entstand diesmal jedoch nicht zwischen der ROCOR und dem Moskauer Patriarchat, sondern sie geht quer durch die gesamte russische Kirche.
In diesem Buch wird die These vertreten, daß Rußlands Weg in die Zukunft nur gelingen kann, wenn das Land sich eindeutig und klar seiner jüngeren Vergangenheit stellt. Von vielen orthodoxen Geistlichen wurde das Buch angegriffen. Seine Heiligkeit, Patriarch Kyrill I. und der Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats, Erzbischof Hilarion, haben bereits im Sommer diesen Jahres die Verbrechen der Stalin-Ära unmißverständlich verurteilt. Aktuell kritisierte das Außenamt ganz offen zwei neu angebrachte Inschriften in der Moskauer Metro, die den Diktator Stalin verherrlichen. Die Geschichte des General Wlassow, ruft sehr unterschiedliche Reaktionen innerhalb der russischen Kirche hervor: Für die meisten ist er ganz klar ein Kollaborateur, der gemeinsam mit dem damaligen Feind gegen Rußland kämpfte. Der im Januar 1942 von Stalin zum Generalleutnant beförderte Wlassow, geriet im Juli 1942 in deutsche Gefangenschaft. Kurz zuvor erhielt er noch ein Telegramm von seiner Frau, in dem sie ihn über Hausdurchsuchungen bei ihr informierte.[1] Da ihm der Versuch mißlang, durch die Wolchow-Front das eingekreiste Leningrad zu entlasten, fiel der zuvor hochgelobte General bei Stalin in Ungnade. Sicherlich wußte er, was er nun zu erwarten hatte. Bereits vor seiner Gefangennahme legte er Wert darauf, daß er ein Gegner Stalins, jedoch ein russischer Patriot sei. Und genau dieser Punkt führt zur starken Polarisierung innerhalb Rußlands: Der aus russischer Sicht, „Große Vaterländische Krieg“ genannte Kampf gegen das Dritte Reich, der teilweise bewußt als ein solcher von Stalin benannt wurde, führte dazu, daß auch viele Gegner des Bolschewismus keinerlei Sympathien für die russischen Gegner der damaligen UdSSR hegen. Sie gelten schlichtweg als Vaterlandsverräter. Jene von General Wlassow aufgestellte „Russische Befreiungsarmee“ (Russkaja Oswoboditelnaja Armija – ROA), konnte daher von den meisten Russen auch nur als mit den „Faschisten“ sympathisierende Kollaborateure betrachtet werden. Die Annahme, daß es sich bei den von den Deutschen gefangen genommenen Soldaten, die sich der ROA anschlossen um Nazis gehandelt haben soll, ist natürlich abstrus. Vielmehr war die Motivation diese Leute, wie Vater Andrew Phillips bemerkt, zum Großteil der Wunsch „Rußland frei vom atheistischen Joch“[2] zu machen. Er bemerkt aber auch sehr treffend, aber dies durch eine Koalition mit den gleichfalls atheistischen Dritten Reich zu unternehmen, gleichzeitig ein Fehler war und ihm den Vorwurf des Verrats einbrachte. „Wie edel ein Ziel auch ist, man kann das Böse nicht mit Bösem bekämpfen“, schreibt Vater Andrew Phillips.[3]
Der im Jahre 1900 geborene General Wlassow, nahm gegen Ende des Krieges keine Gelegenheit zur Flucht wahr, vielmehr begab er sich 1945 freiwillig in die Hände der US-Armee. „Am 12.5.1945 geriet er unter mysteriösen Umständen in die Fänge der Sowjets, als sein Konvoi auf dem Wege zu einer Besprechung mit einem amerikanischen General angehalten wurde.[4] Gemeinsam mit neun seiner Generale wurde er in Moskau zum Tode verurteilt und wurde nach zwei Prozeßtagen, am 2. August 1946 gehängt.
Persönlich möchten wir uns einem Urteil über diesen antikommunistischen General enthalten. Gleich wie man über General Wlassow urteilt, so scheint dessen Geschichte doch einen tragischen Aspekt in sich zu bergen. Man möge zumindest bedenken daß Wlassow ein Gefangener war und damit auch eine unfreie Person war und damit auch über keine freie Wahl verfügte.
Statt ein Urteil zu sprechen, wünschen wir viel mehr, daß sich die derzeitigen Spannungen in der russischen Kirche über die historische Rolle Wlassows in Kürze wieder legen werden und sich die Beteiligten wieder anderen Aufgaben zuwenden.

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[1] Zit. n. Manfred Quiring: „In Russland wird ein Nazi-Kollaborateur verehrt“. Aus: Die Welt, Onlineausgabe, vom 20.04.2009. Quelle: http://www.welt.de/themen/General+Andrej+Wlassow/. Zuletzt gesehen am: 12.10.2009.

[2] Zit. N.: Priester Andrew Phillips: „Some Unnecessary Tensions within the Russian Orthodox Church”. Quelle: http://www.orthodoxengland.org.uk/tensions.htm. Zuletzt gesehen am: 12.10.2009.

[3] Ebd.

[4] Franz W. Seidler. Die Kollaboration. 1939-1945. München, Berlin: Herbig, 1999, S. 556.

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