Sonntag, 24. April 2011

Osterbotschaft S. E. Erzbischof Mark an die gottbehütete Herde der deutschen Diözese

Hinabgestiegen bist Du in die Unterwelt, Christus,
und vernichtet hast Du die Pfeiler der ewigen Tür, die die Gebundenen gehalten hat...


Großartige Freude erfasst die orthodoxen Christen an Ostern, wenn die Kirche auf der Erde und die Kirche im Himmel frohlockt, wenn die ganze Natur mit uns die Auferstehung Christi feiert, selbst aufersteht und sich erneuert. Nun erfüllt sich alles mit Licht, der Himmel und die Erde und die Unterwelt... Stellen wir uns vor, welche Erleichterung die alttestamentlichen Propheten und Gerechten, die mit Zuversicht das Kommen des Messias erwarteten, gefühlt haben, als das Licht Christi in den düsteren Abgründen der Hölle erstrahlte. Welch eine Freude haben dort die Seelen der verzweifelten Sünder erfahren, die in diesem Augenblick an das rettende Licht geglaubt haben! Sie alle wurden zu Zeugen dessen, wie der Herr die Hölle durch den Glanz der Göttlichkeit besiegt und die ewigen Pfeiler ihres Eingangs zerstört hat. Niemand anderes vermochte dies zu tun. Nur Er, in Seiner großen nicht zu übertreffenden Demut und Liebe, konnte die Gefangenen der Unterwelt auferwecken und aus der ewigen Gefangenschaft herausführen.


In unserer Zeit erregt und erschüttert sich die Unterwelt unerlässlich und Gott lässt dies zu, zu unserer Ermahnung. Die Menschheit fragt verständnislos: wie wird es weiter gehen? Nachrichten von Überflutungen, Bränden und Erdbeben sind schon fast zur Gewohnheit geworden. Hunderttausende Menschen sterben durch die ausschweifende Naturgewalt. Nie da gewesene Hitze und Kälte, ununterbrochene Regenfälle oder todbringende Trockenheit, Tsunamis, Taifune und Vulkanausbrüche dringen grausam in unser Leben ein, ungeachtet aller wissenschaftlichen Errungenschaften und der Technik. Doch viele und aber viele weigern sich, in all diesem die Folge der Sünden und der Abgefallenheit von Gott zu erkennen.

Diese Menschen interessiert nicht, warum der Schöpfer Selbst in die Untiefen der Welt hinabgestiegen ist. Deshalb vermögen sie es auch nicht, sich an seiner Auferstehung zu freuen. Auf den menschlichen Verstand und die Allmächtigkeit des „Fortschritts“ vertrauend, leben sie dennoch in ständiger Angst vor den heutigen und zukünftigen Naturkatastrophen.
Wir aber, liebe Brüder und Schwestern, 
fürchten uns nicht, wenn auch die Erde weicht und die Berge mitten ins Meer sinken (Ps. 46, 3), denn auf orthodoxe Weise glauben wir, dass der Herr für das ewige Leben nicht unseren Planeten, sondern eine andere Heimstatt bestimmt hat. Die Erde und die Werke darauf werden verbrennen (2. Petr. 3, 10), warnt der heilige Apostel die Treuen. Der Herr öffnete uns die Himmel, als er die Tore der Hölle zerstörte und führte uns, wie das österliche Synaxarion lautet, „zum alten Besitz der Unverweslichkeit“. Durch deine Auferstehung, Herr, hat sich das Paradies wieder aufgetan – singt die heilige Kirche in der Lichten Woche. Sobald wir diese frohe Botschaft mit ganzem Herzen und Verstand, mit unserem ganzen Wesen annehmen, erhalten wir wahrlich den Eingang in das unverwesliche Paradies der Süße, das für diejenigen offen steht, die sich von dem satanischen Stolz des sich emporhebenden menschlichen Verstandes losgesagt und in Demut Gottes Wort, die Heilige Schrift und die Erfahrung der Kirche angenommen haben.
In der Kirche Christi erfahren wir die rettende Erleichterung, die uns durch wahre Buße entgegengebracht wird, dieser wundertätigen Medizin, welche uns vom Allgütigen Erlöser geschenkt worden ist. Nicht nur in der Großen Fastenzeit, sondern das ganze Jahr über treten wir immer und immer wieder durch die Tür der Buße aus der Dunkelheit in das wundersame Licht Christi und danken gemeinsam mit dem Psalmsänger dem Herrn, der unsere Seelen aus der Tiefe des Totenreiches errettet hat, aus der Gefangenschaft durch unsere Sünden und Leidenschaften.
Viele von uns haben im Laufe des letzten Jahrhunderts irdische Gefangenschaft und unmenschliche Gewalt durch die gottlose Tyrannei erlitten. Groß ist die unvergessliche Freude, welche der Mensch erfährt, der aus solch einer Unterdrückung befreit wird. Doch noch größer ist die unaussprechliche Freude eines Menschen, der aus einem sündigen Leben in die Umarmung des Vaters läuft. Der Herr selbst bedeckt und wärmt einen solchen reuigen Flüchtling mit Seiner Liebe und Gnade, kleidet ihn in Gewänder der Unverweslichkeit und setzt an seine Hand einen kostbaren Ring, der den Übergang aus dem gefangenen Zustand und der Sklaverei in die Würde der Söhne Gottes und der Teilhaber an Seinem ewigen Segen bedeutet.
Lasst uns also darum bitten, dass die Freude der Auferstehung Christi beständig und untrennbar bei uns bleibt, auf dass wir bewusst die Auferstehung unserer Seelen vom sündigen Leben annehmen und unsere Schritte auf dem Weg der Rettung festigen können. Unsere Freude und Befreiung sehend, können auch unsere Nächsten sich mit uns freuen und gemeinsam mit uns in Christus auferstehen. Und diejenigen, die bisher noch weit entfernt sind vom Verständnis der wahren Freude der Auferstehung Christi, werden durch unseren Glauben und unsere Liebe aus dem sündigen Schlaf erweckt und sie werden der Umarmung des Auferstandenen Christus entgegenstreben. 
Ostern, das Ostern des Herrn, lasst uns in Freude einander umarmen! Amen.
Lichte Auferstehung des Herrn 2011
Mark, Erzbischof von Berlin und Deutschland

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