Donnerstag, 14. August 2025

Der Krieg gegen Ehe, Kinder und Familie

VON ERZPRIESTER ANDRÉ SIKOJEV 

Im Geist und in der Tradition der orthodoxen Kirche sind Familien ekklesiologisch verstanden – Hauskirchen bzw. Kirchengemeinschaften. Soziologisch betrachtet, verbinden Familien Vergangenheit und Zukunft, den Himmel mit der Erde, das Geistige mit der Materie. Zeit- und Raumachse bilden gleichsam das Kreuz ab. In diesem Kreuz der Wirklichkeit erringen Christen aus dem Herkommen und dem Erbe der Vorfahren durch Gottes Gnade die Zukunft: durch die Bewährung in der Familiengemeinschaft, Eltern, Kinder und Nachfahren sowie weiterer Familienangehöriger. Sei es bis zum Abend des jeweils neuen (All-)Tages, sei es bis zur Wiederkunft Christi – die Dauer ist unwesentlich, weil unbekannt. Abend, Morgen, ein Tag: die Zeit.

Das Außen bzw. das Himmelreich der orthodoxen Familie ist die Herrschaft Gottes des Vaters, des Schöpfers des Himmels und der Erde, unter dessen Gesetz sich die Familie freiwillig und aus Liebe stellt. Mit dem Ziel, sich diese Liebe Gottes gnadenhaft zu erarbeiten, sie zu integrieren und zu bewahren. Das materielle Innen dieser Familie (oder symbolisch: das vertikale Gegenüber) verkörpern die Seelen und Körper aller ihr angehörenden Personen, ob alt oder jung, ob bereits entschlafen oder noch ungeboren. Im sichtbaren Zentrum dieser familiären Kreuzgestalt (im Schnittpunkt der horizontalen der „Zeitachse“ und der vertikalen „Raumachse“) steht das Ehepaar, Mann und Frau, Vater und Mutter, die späteren Großeltern. Doch zwischen ihnen, in ihrem Zentrum – durch das kirchliche Mysterium der Eheschließung gesegnet – wirkt Jesus Christus Selbst als ihr Haupt. Er ist das Alpha und Omega, Anfang und Ende, auch hier! 

Aus dieser einfachen Gegebenheit wird sofort deutlich, warum jeder Angriff auf die Kirche ein Angriff auf eine solche um Christus zentrierte Familie ist: auf die Ehe, die Kinder, die Alten und das Bündnis der Generationen. Und umgekehrt; weshalb jede Schwächung und Zerstörung der Familie und ihrer Glieder, vom Embryo im Mutterleib über den orientierungssuchenden Teenager und seine Geschwister und Eltern bis hin zum pflegebedürftigen Vorfahren – einer Kriegserklärung an die Kirche gleichkommt.

Familien waren vom Anbeginn der Schöpfung diesem Krieg ausgesetzt. Diesen ersten Angriff beschreibt die Bibel im 1. Buch Mose, Genesis (3,1–6). Dieser teuflische Angriff verführt den Menschen (Adam), ins Leben gerufen von Gott dem Schöpfer als Mann und Frau. Adam und Eva fallen in Verrat und Untreue, verlieren Liebe und Treue zu Gott und erleiden Lüge und Verrat zueinander. Der zweite große Angriff erfolgt bereits in der nächsten Generation. Kain verleugnet das Nahrungsgesetz Gottes (Gen 1,29); Kains Reichtum findet als Opfergabe keinen Segen. Sein Ungehorsam und dessen Folgen: Gier, Eifersucht, Neid und Hass führen zum Geschwistermord. 

Heute am Ende der Zeiten, zwei Jahrtausende nach der Menschwerdung Gottes, nach Tod und Auferstehung Christi, nach Herabkunft des Heiligen Geistes Gottes auf die Apostel, nach Jahrhunderten kirchlichen Lebens, getragen von Abertausenden, ja Millionen Heiligen, sehen sich die Kirchen und die kirchlichen Familien mit wachsender Gewalt neu hereinbrechenden Kriegserklärungen ausgesetzt. Der letzte dieser Angriffe formiert sich im 21. Jahrhundert in der Schlangengestalt einer neuen Ideologie: der Ideologie und Praxis des Transhumanismus. 

Warum sind das richtige Verständnis und das Wissen um die (Anti-) Genese des Transhumanismus von Bedeutung? Was hilft dieses Wissen dem Christenmenschen und insbesondere dem kirchlichen und orthodoxen Gläubigen im immer dramatischer verlaufenden Alltag unserer Gegenwart? 

Reihen sich nicht alle diese Ideologien gleichsam nur auf – als immer neue Informationsprogramme immer neuer Anti-Realitäten der nächsten Anti-Christen, um es in der Sprache der Informationswissenschaft und des Evangeliums zu formulieren? So wie der Urheber der Lüge im Paradies die Schlange „besetzte“ und zum Betrug missbrauchte, so „besetzt“ Satan seit jener Zeit auch Menschen, Völker, Sprachen, Gedanken, Lehren mit dem einzigen Zweck – den Menschen zu „reißen und zu verschlingen“, ihn aus dem Paradies in die Hölle, aus dem Leben in den Tod und aus der Liebe in die Sünde zu verführen.  

Transhumanismus ist also eine weitere Ideologie – eine Kombination aus transhumanistischer Philosophie und einer transhumanistischen Utopie. Letztere ist in diesem siamesischen Bündnis das Instrument ihrer Philosophie. Dieses hat quasireligiösen Charakter: der „Glaube“ an eine technologische Singularität, angewandt auf die Anthropologie. Der menschliche Körper wird definiert als ein Objekt, welches – ob seiner Unvollkommenheit – zur unendlichen Perfektion zu modifizieren sei. Idealerweise frei von Krankheit und Tod.

Die Philosophie des Transhumanismus wiederum ist ein System von Ansichten und Konzepten, das die Methoden und Mittel zu ihrer Umsetzung logisch begründen soll, schreibt der russische Philosoph Schipkow dazu. Zur Erinnerung: in derselben ideologischen Zwillingsgestalt begegneten uns die ökonomische Philosophie des Marxismus-Leninismus mit ihrer Utopie des klassenlosen Kommunismus – oder die sehr viel realitätsfernere und bereits völlig wissenschaftsfreie Gender-Ideologie mit ihrer postfeministischen Lehre und der Utopie eines von allen Menschen frei und willkürlich zu wählenden Humangeschlechts.

Dem deutschsprachigen Leser seien zur Vertiefung die Arbeiten in W. A. Schipkows Nach dem Menschen. Ideologie und Propaganda des Transhumanismus – erschienen 2021 bei Edition Hagia Sophia – empfohlen, welche sich ausführlich 1.) dem System, 2.) den historischen, kulturellen Ursprüngen, 3.) den Inhalten und Zielen des Transhumanismus sowie schließlich 4.) einem Vergleich mit „traditionellen“ ethischen Normen und spezifisch mit der Verwurzelung des Transhumanismus in der Gender-Ideologie widmen.



Noch 1939 hatte der Hl. Nikolaj (Velimirović) die Hoffnung geäußert, dass der Darwinismus, dysangelistischer Ursprung des Marxismus und Nietzscheanismus, auf dem Sterbebett läge – nachdem er vorher bereits ganze Generationen ins Leere gestürzt und die Welt in die Dunkelheit geführt hatte. Doch dem war leider nicht so! Auch wenn der Darwinismus heute jedweden wissenschaftlichen Anspruch bzw. Charakter verloren hat und als reine Ideologie bloßgestellt wurde, gebiert er immer neue Nachkommen. In vielen Ländern ist er heute noch unausgesprochener Subtext in Lehrplänen und Schulen. Zu diesen Bastarden Darwins zählt auch die zu Beginn des 21. Jahrhunderts geborene Lehre des Transhumanismus, welcher die völlige Neugestaltung des Menschen zum Ziel hat: den homo sapiens des 21. Jahrhunderts in einen genetisch manipulierten, nanotechnologischen und pharmamedizinischen Cyborg zu verwandeln.“

Welches Paradigma also – oder besser welcher „Paradigmenwechsel“ – verbirgt sich hinter dem Transhumanismus, dem seine führenden Propagandisten und Lobbyisten zuletzt unter dem Euphemismus „The Great Reset“ (Der Große Umbruch oder auch Neustart) zu Dynamik und Popularität verhalf? The „Great Reset“ zum Transhumanismus ist weder, wie viele es einerseits verkürzen und auf der anderen Seite denunzieren, eine Verschwörung zum „Umbau der Welt“, noch die Wiederentdeckung der Planwirtschaft durch größenwahnsinnige politische Demiurgen. Es ist alles viel einfacher: wir erleben die Versuche globaler Eliten zur Rettung des weltweiten macht- und finanzpolitischen Systems des Kapitalismus, zur Besitzkontrolle und zum -Transfer von Unten nach Oben sowie zur sozialen Kontrolle und Steuerung der Bevölkerungen und Massen.

II.

Der Zerstörung der Sowjetunion und dem Zerfall der UdSSR seit 1991 folgte die Finanzkrise 2008, dann unter dem Stichwort „Klimarettung“ die noch andauernde Phase eines grünen Ökologismus-Programms (nichts anderes als eine Variante der Bevölkerungsreduzierung nach Malthus und dem Club of Rome: nicht zu verwechseln mit Natur- und Umweltschutz). Und schließlich von 2014 bis 2016 die Vorbereitung einer planmäßigen De-Industrialisierung unter dem Vorwand, die Natur vor dem gleichsam mit einem Käfer gleichgestellten Menschen zu schützen.

George Friedman, Stratfor- und Geopolitical Futures-Gründer, einer der international bekanntesten US-Geostrategen, ehemaliger Marxismus-Professor und Neotrotzkist der Frankfurter Schule sowie langjähriger Politik-, Geheimdienst- und Militärberater, kündigte in seinem 2020 erschienenen Buch The Storm before the Calm die aktuellste realökonomische und machtpolitische Entsprechung des Transhumanismus an: seine finanzpolitische Realisierung am Beispiel der USA, anhand ihrer gesetzmäßigen, 50 Jahre andauernden „sozioökonomischen Zyklen“ und der ca. 80 Jahre währenden „institutionellen Zyklen“.

Friedman fundiert seine Zukunfts-prognose auf der Basis der historischen Zyklen der US-Geschichte und vollzieht dann eine brillante Analyse des untergehenden technologischen Zeitalters des Mikrochips und des Personal Computers. Diese haben laut Friedmann schon seit längerem ihren dynamischen Charakter als Umsatz- und Renditetreiber des Finanzkapitalismus verloren. Die Umsätze der Hardware- und Software-Industrie stagnieren; immer schwerere Finanzkrisen gefährden das geopolitische kapitalistische Finanzsystem und – möchte man ergänzen – den Besitzstand der Reichen und Superreichen. Zugleich erlebe die Generation der immer wohlhabender werdenden Alten in den westlichen Industriestaaten die Computer- und Mobilfunkindustrie nicht mehr als Kommunikationssegen, sondern als Vereinzelungs- und Vereinsamungsfluch.

Friedman sagte neben einem politischen Systemwechsel in den USA ab 2030 den Siegeszug einer neuen Technologierevolution voraus, die er wenig überraschend in der Medizin-, Genetik- und Pharmaindustrie angesiedelt sieht. Im Organaustausch, in der Krankheits- und Epidemie-Bekämpfung sowie in der Lebensverlängerung erwachsen jetzt Visionen hinsichtlich des neuen „sozioökonomischen“ Umsatz- und Renditeträgers. Wir alle werden somit Zeugen genau dieser industriellen Dynamik, welche von einem „anthropologischen“ und evolutionären Herrschaftstransfer begleitet und gesteuert wird. 

Fluch und Wehe des digitalen Online-Ersatzlebens wurden auch dem letzten staatsgläubigen Bürger und ehrlichen Konsumenten im staatlich verordneten, aus dem Strafrechtssystem generierten Corona-Lockdown der Jahre 2020 und 2021 vor Augen geführt. Versunken in monatelanger Vereinzelung, Depression, Bewegungslosigkeit, im Kultur- und Freizeitentzug harrte der gehorsame Maskenträger seiner Begnadigung durch die Industrielobbyisten und Technokraten an den politischen Schalthebeln.

Doch wirklichen und oft still ertragenen Horror erlebten in erster Linie die Familien und die Schwächsten der Gesellschaft: die Kinder. Ihnen wurde die Gemeinschaft mit ihren Großeltern entzogen, Angst wuchs zwischen den Generationen zu oft unüberwindbaren Barrieren auf. Die Vereinzelung und Isolierung der Altersheimbewohner war da nur der für alle sicht- und erlebbare Effekt. Schlimmer noch waren die Vereinzelung und die Desozialisierung in den Köpfen, Herzen und Gewohnheiten der jungen Generationen. Enkel hatten Angst, ihre geliebten Omas und Opas zu Tode anzustecken. Diese wiederum weigerten sich, an tradierten Familien- oder Geburtstagsfeiern teilzunehmen. Und Freunde und Verwandte zerstritten sich über der Frage „Virus oder Nichtvirus“ bis zum bitteren Vakzinierungsende.

Die Kriegsgewinnler der Corona-Plandemie hatten zu dieser Zeit schon längst ihre Profite konsolidiert! Big Pharma, Online-Handelsriesen und nahezu alle börsennotierten Großkonzerne – samt ihrer Aktionäre und Inhaber – machten 2020 und 2021 Gewinne, wie sie in der Weltgeschichte noch nie da gewesen waren! Während im „Pandemiejahr“ 2020 laut Weltbank über 100 Millionen Menschen in absolute Armut fielen und von weniger als 1,80 Dollar pro Tag leben mussten, haben die 2700 reichsten Milliardäre der Welt ihr Vermögen weltweit um 5 Billionen Dollar steigern können! Das ist ein Wachstum von 60% des Vermögens innerhalb eines Jahres.

Der „Impfstoff“-Hersteller Pfizer hat laut Angaben seines CEO Albert Burla mit nur 2 Mrd. Euro Investitionen in ein einziges Gen-Vakzin („Corona-Impfung“) im ersten Jahr einen Umsatz von 31,25 Mrd. Euro generiert! Im Vergleich dazu hat die gesamte französische Pharmaindustrie bis 2019 pro Jahr nie mehr als 35 Mrd. Euro umgesetzt: alle Konzerne, alle Hersteller mit allen Produkten!

Während BionTech-Gründer und CEO Uğur Şahin, verglichen zum Januar 2020, heute 4,8 Milliarden US-$ reicher ist, waren in Deutschland 2021 insgesamt 100.000 Jugendliche ohne Schulabschluss – 50.000 mehr als im Jahr zuvor. Bundespräsident Steinmeier war dieser sagenhafte Aufstieg auf Kosten von Millionen deutscher Steuerzahler die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Şahin und seine Frau Özlem Türeci wert.

In welchen Götzentempeln des Polit-Business der deutsche und europäische Steuerzahler inzwischen seine Finanzopfer einzubringen hat, verdeutlicht der Versuch der CDU-Politikerin von der Leyen, die Hintergründe eines 35 Mrd. (!) Deals der EU mit Pfizer, die entscheidenden „persönlichen Kontakte“ mit jenem Biontech/Pfizer-Chef Bourla zu vertuschen.

Wichtiger noch ist an dieser Stelle jedoch ein anderer Aspekt: Genmanipulationen als Massenimpfungen, Sondermaßnah-men und Ausgangssperren, Auf-hebung von Recht, Verfassung und Parlamentshoheiten, Multi-Milliardengewinne, eine neue Maskenindustrie, Millionen von medizinisch sinnlosen PCR-Tests und hunderte neue Millionäre in Politik, Wirtschaft und Lobbyindustrie – all das ist nur der Beginn einer neuen technologischen Revolution, welche mit ihrer nur von einer plutokratischen Oligarchie kontrollierten Wucht die Märkte der Welt übernimmt und damit die Existenz von Milliarden Menschen verändert.

Der Mikrochip wird vom genetischen Vektorpartikel und vom medizinischen Nanopräparat als Umsatz- und Renditetreiber abgelöst. Das Genvakzin ersetzt den PC. Natürlich nicht im Sinne seiner Aufhebung oder Verdrängung – noch nicht. Denn stets baut eine Technologie auch auf der anderen, älteren auf, integriert und verwandelt das Alte, manchmal bis zur Unkenntlichkeit. Das Rad ist heute noch genauso präsent wie die Dampfmaschine, ebenso wie der Mikrochip samt Mobiltelephon erhalten bleibt – doch die kultur-, alltags- und arbeitstechnische Führungstechnologie hat sich verändert.

Technologie ist grundsätzlich moralisch wertfrei, sie definiert sich aus der Kultur und den Zielen ihrer Nutzung. Doch sie verändert Gesellschaften, sie zerstört Gruppen und Gemeinschaften, Städte und Völker – doch in erster Linie generiert sie Gefahren. Gefahren, die, wenn sie nicht erkannt werden, zuallererst Familien angreifen. Nicht selten zerschlagen oder zerstören sie diese. 

Doch genau diese Effekte haben ihre Ursache in den Begleit- oder Führungsideologien des erwähnten Paradigmenwechsels. Klaus Schwab und das WEF propagieren ein globales Gesellschaftsmodell auf der Basis des Transhumanismus, welches „den Menschen in den Mittelpunkt der Wertschöpfung stellen“ soll; sprich des Profits! Was das bedeutet, sehen wir seit zwei Jahren: Ganz im Geist der Transhumanismus-Utopie wird jeder Einzelne als Person entbürgerlicht, zum idiotes (gr: zum „Berufslosen“ ohne Stimmrecht) degradiert.

Das heißt, die Bürger verlieren ihre verfassungsmäßigen Rechte: ihre körperliche Unversehrtheit, ihre Bewegungsfreiheit, ihre Reisefreiheit, ihre Versammlungsfreiheit; unsere Kinder verlieren schleichend das Recht auf Bildung; Eltern ihr Recht auf sinnvolle Arbeit und ein soziales Gemeinschaftsleben. Postgeheimnis und Hausrecht werden aufgehoben. Und wie nahezu alle Kirchen erleben mussten: wir verlieren auch die Freiheit der Religionsausübung. Das Volk und der einzelne Mensch wird vom Subjekt als Staatssouverän zum Objekt kapitalistischer Gewinnsucht degradiert, das heißt zum Ausbeutungsfundus der neuen Technologie.

Egal, ob bei Genmanipulationen und Pseudoimpfungen („Pieks“) oder dem quasi-satanistischen Maulkorberlass („Maskenpflicht“), die Gewöhnung an die neue Rolle als Wertschöpfungsobjekt im kultischen Unterwerfungsritus erfolgt schnell, und wird – je mehr Finanzmittel den jeweiligen Plutokratengruppen zur Verfügung stehen – systematisch vorbereitet und strategisch, operativ, medial und juristisch-politisch extrem professionell implantiert. 

Selbst Korruptionsskandale in wachsender Zahl konnten die Parlamentarier vieler Länder nicht in ihrer Selbstentmachtung stoppen. Rechtsbrüche durch Staat und Behörden bleiben bisher genauso ungeahndet wie die Aufhebung der Verfassungsrechte und der föderalen Hoheiten von Städten, Ländern und Gemeinden. Die Dynamik der Technologierevolution verschmilzt so mit dem ewigen Mammon-Götzenkult, mit der Gier nach Reichtum und Macht, mit der Propagandaindustrie der medialen Neuzeit. Nicht der Staat regierte das Geschehen, sondern – wie seit längerem sichtbar – supranationale Organisationen, Stiftungen und Strukturen. WHO, WEF oder die Bill- und Melinda Gates Stiftung sitzen längst am Steuerknüppel von Regierungsstrukturen, Medien-
konzernen, Militär und Geheim-
diensten.

Die Auswirkungen dieser Strategie der Ultraglobalisten zur Rettung des Finanzkapitalismus Anfang 2020 („Corona-Krise“) konnten sich selbst erfahrene Bürgermeister, Kirchenoberhäupter, Mittelstands-Unternehmer und Wissenschaftler nicht vorstellen. Sie erlebten so, unmaskiert wie selten, ihre Staaten als meist fügsame Instrumente im Dienste der genannten transnationalen Konglomerate und Clans mit dem Ziel der weltweiten Enteignung mittelständischer Unternehmen, Selbstständiger und Milliarden von Menschen. 

Im Transhumanismus wird der Dysangelist Malthus erneut zum COO, zum Chief Operating Officer der transhumanistischen Utopie: die Legion Mammons kann heute ungehindert agieren. So planten Pharmachefs, Gesundheitsminister und ihre Lobbyisten immer neue Impfrunden, Wiederholungen von drei oder sogar acht „Impfungen“ pro „Virus“ machen die Runde, Big Brother kontrolliert dann per EU-Impfpass das Gehorsams- bzw. Durchseuchungslevel. 

Keine Kurz- und Langzeitwirkungen getestet? 350.000 gemeldete Impfschäden in der EU allein bis Mai 2021? Weitere hunderttausende Impfschäden allein in Deutschland 2022? Genetische Veränderungen an wichtigen Chromosomen inkl. XX und XY? Verlust der natürlich erlangten Immunität gegenüber Dutzenden bekannter Viren und Bakterien? Drohende Krankheiten und Schäden bei Kindern und Jugendlichen im Erwachsenenalter? Frühsterblichkeit und chronische Krankheiten wie Alzheimer, Syphilis, Krebs u.a.? Das sind Argumente aus der Zeit vor der pharmazeutisch-genetischen Technologierevolution; veraltetes Pre-„Great Reset“-Denken! Denn das neue transhumanistische Paradigma der Vakzinatoren lautete:

A. Solange das Objekt (der „Patient“) des Massengeschäfts (der Wertschöpfung) existiert, kann es genmanipuliert (therapiert) werden. Solange es vakziniert werden kann, werden kostenlose Messdaten von Millionen Probanden geliefert.

B. Je mehr staatskostenintensive Alte, Kranke, Arbeitslose, Arme und Hilflose sterben, umso besser! Denn die benötigten Gelder werden immer knapper und sind seit neuestem zur Umverteilung von unten nach oben bzw. ihre Systeme zur Privatisierung bestimmt.

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Nicht jeder möchte dieser Gewalt ins Auge sehen, Verdrängung und Ängste oder mangelndes Wissen verhindern die konsequente Beleuchtung der Realitäten. Und fehlendes Mitgefühl, Herzlosigkeit, ethische Gleichgültigkeit sind vielleicht im Einzelfall der verbreiteten Kinderlosigkeit der heutigen Eliten geschuldet, gehören aber objektiv zum Wesen der Utopie und zur Philosophie des Transhumanismus und Globalisation 2.0. 

Denn der „Great Reset“ ist – anders als er behauptet – im Kern antifamiliär, asozial, ethisch nicht definiert oder gefordert: „Der Ideologie des Transhumanismus fehlt ein sozialer Aspekt, wodurch sie sich von der Verantwortung für die Gesellschaft, die sie zu gestalten sucht, freispricht. Daher wird die Verbreitung dieser Ideologie die sozialen Probleme, die in der heutigen Gesellschaft bestehen, insbesondere die soziale Ungleichheit, noch verschärfen.“

Neben den Kindern ging es zuerst und vor allem gegen die Alten, die Großeltern der Familie! Denn heute steht selbst das reiche Deutschland bald vor leeren Rentenkassen und überlasteten Pflegesystemen, spätestens ab 2030. Bei einer demographischen Überlastung von nahezu 20 Prozent sind Lösungen nach dem früheren sozialstaatlichen Muster „altes Denken“: Eine Rückkehr zur früheren Realität ist nicht geplant. 

Aber das Pandemie-Programm der „Corona-Krise“ – bestehend aus sozialer Kontrolle und Umerziehung, neuen Ausbeutungsmodellen und Vermögenstransfer – war letztlich ineffektiv und musste beendet werden! Es sollte von einer neuen Phase noch effektiverer Profitmaximierung und Massenhysterie abgelöst werden: dem Ukraine-Krieg.

Doch zuerst wurde das Laborvirus Omikron zum Antivirus erklärt (Bill Gates) und The Economist verkündete Ende 2021 das Ende der „Pandemie“ Auch wenn weltweit nur wenige Staaten wie Schweden und Belarus direkten Widerstand leisteten, so war der passive Widerstand in vielen strategisch bedeutsamen Ländern wie Russland enorm. Noch unerwarteter für die Ultraglobalisten und Vakzinatoren waren jedoch der bürgerliche zivile Widerstand, sei es in den Ländern Afrikas, in Indien oder Deutschland, sowie die Interessenswidersprüche innerhalb der eigenen Eliten.

Die gute Nachricht für den mündigen Bürger und die christlichen Familien: fast ein Drittel der deutschen Staatsbürger weigerte sich bis Anfang 2022 standhaft, auch nur die geringste „Corona“-Vakzination an sich durchführen zu lassen. Selbst bei Androhung von Sanktionen, Geldstrafen, Entlassungen oder anderer Repressalien. 

Als im Deutschen Bundestag am 7. April 2022 alle Initiativen zu einem „Impfpflichtgesetz“ im Lärm einer babylonischen Sprachenverwirrung 2.0 zusammenbrachen, verbanden nur die wenigsten gläubigen Christen dieses Ereignis mit dem Einwirken der Allerheiligsten Gottesmutter und der Himmlischen Erzengel und Heerscharen. Daher seien dem interessierten Leser hierzu ein Blick in den julianischen Kalender zum 25. März und die Debattenaufzeichnungen u.a. bei Phoenix TV oder die entsprechenden Hysterieausbrüche der gescheiterten Pharma-Knechte in Abgeordneten- oder Ministergestalt (heute über youtube abrufbar) anempfohlen. 

III.

Für jedes Familienmitglied, für Freunde und Verwandte sind die Verluste an Menschenleben eine persönliche Tragödie. Die demographischen Verluste ganzer Länder des Westens, in Osteuropa und dem Balkan sind für viele eine ethische und soziale Herausforderung. Für Neo-Malthusianer wie Bill Gates oder König George III. (Prinz Charles) und die Ultraglobalisten mit ihren Repräsentanten in Politik, Banken und Industrie sind das alles nur strategische Ziele und Zwischenziele. Staatlich finanzierte Massen-„Abtreibungen“, Ein-Kind-Politik, diverse UNICEF- und UNESCO Programme zur „Frauensouveränität“, Kinder als Klimaschädlinge und natürlich Gender Mainstreaming sind nur einige Schwerpunkte dieser „Großen Umverteilung“.

Die Neo-Malthusianer haben seit den Erstveröffentlichungen ihrer postdarwinistischen Ideologie in vielen Eliten der westlichen Welt feste Programmhoheit gewonnen. Vom „Club of Rome“ bis zu den Rockefellers und den Lauterbachs dieser Erde finden wir milliardenschwere Anhänger dieser plutokratischen und menschenverachtenden Satanie. Der Transhumanist ist erst künftig und in der Erfüllung der Utopie ein Transhumanoid oder Zombie, sei dieser genetisch oder – wie es sich Klaus Schwab erträumt – mikroelektronisch patentiert. Zuallererst ist er ausschließlich der Ideologie verpflichtet. Er ist bis zum Exzess materialistischer Extremist und in seinem sozialen Paradigma religiöser Antichrist.

Die soziopathologische Empathie-losigkeit der Verantwortlichen in Brüssel, im Kanzleramt, in der Regierung, den Ländern, in den Ministerien und der Pharmaindustrie gegenüber Kindern, Senioren und Kranken – den Opfern der Corona-Politik – war für jene, welche sie erlebt haben, erschreckend. Doch der von oben gelenkte Dauerstress hatte kein Ende.

Zumindest ebenso groß waren Enttäuschung und Trauer über das gefeierte Ende der Entspannungs- und Friedenspolitik (Energiepartnerschaft) mit Russland, die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine, Wiederaufrüstung der Bundeswehr, das Entsetzen von Friedenspolitikern über Kriegstreiber wie Selenskij oder Ischinger („Kriegswirtschaft für Deutschland“!), die skrupellose Manipulation von Medien und Öffentlichkeit, gesteuert von Bundesministerien und angehängten Institutionen. 

Möge George Friedman auch hierzu noch einmal das Wort erhalten: Auf die Frage nach der „institutionellen“ Entsprechung und nach der neuen, der neuen Technologie angemessenen Regierungsform, bezieht Friedmann seine „institutionelle“ Vision aus einem Führungsprinzip der militärischen Steuerung; einer Herrschaft, bei welcher feste hierarchische Befehlsketten durch Erfahrungs- und „Weisheits“-leadership des kommandierenden Offiziers realisiert werden. Gegen die („weltfremde und abgehobene“) Technokratie der Beamten- und Spezialisten-Herrschaft des modernen Parlamentarismus setzt Friedmann die Praxis des Krieges, das Führerprinzip des Militärs (die Weisheit der „Erfahrenen“). Mit anderen Worten: angekündigt wird die offene Militärdiktatur der „weisen“ Plutokraten und Stakeholder (Klaus Schwab).

Daher ist die umgehende und konsequente Fortsetzung von Globalisation 2.0 nun die Militarisierung der Welt – der reale Krieg. Mit dem erneuten Versuch, Staaten aufzulösen oder zu zerstören, finanzpolitische Makrozonen aufzubauen wie in Hongkong zwischen China, England und Saudi-Arabien. Denn nichts ist so profitabel (für bestimmte Industriezweige) wie eine echte und dauerhafte militärische Auseinandersetzung. Dabei war jedoch kein Weltkrieg, geschweige denn ein Atomkrieg, eingepreist. Sondern ein lokaler NATO-Krieg, idealerweise auf einem vollkolonialisierten Gebiet wie der Ukraine und als massiver Schlag zur Schwächung der EU (Deutschlands) und Russlands. Nach der Militarisierung des Kiewer Regimes seit dem Staatsstreich 2014 folgte eine massive Aufrüstung im Osten mit dem Plan, nach Aufbau einer ukrainischen Luftwaffe und der Energie- und Brennstofflogistik via Polen und Rumänien spätestens 2023/2024 den Donbas zu „befreien“. 

Mit der Internationalisierung des seit 2014 andauernden Bürgerkrieges in der Ukraine durch den Einmarsch Russlands am 24. Februar 2022 wurde Deutschland, „psychologisch“ betrachtet, in einen neuen Angst- und Schockzustand versetzt: die Russen kommen (wieder)! Deutsche Massenmedien überschlugen sich in russophober Propaganda, die hochkorrupte, oligarchengesteuerte Ukraine wurde vom deutschen Bundeskanzler zum „Symbol von Demokratie und Freiheit“ geadelt, hunderte (Steuer-)Milliarden wurden und werden seither in Rüstung und Waffen investiert. Und ein Ende ist nicht in Sicht. 

Den Preis des Krieges zahlen wieder die Familien! Also deutsche und europäische Steuerzahler mit der finanziell belasteten Zukunft künftiger Generationen und der Abwanderung der patent- und technologiegetriebenen deutschen Industrie sowie mit hunderttausenden Opfern, jungen Männern und ihren zivilen Angehörigen auf den ukrainischen Schlachtfeldern.

IV.

Abschließend betrachtet, zeigt sich der Transhumanismus bei seiner erfolgreichen Realisierung als Ende einer Schöpfungsverantwortung, welche die Menschen als Kinder Gottes in Freiheit, als Könige des Dienens, als Logos-Träger und Namensgeber des von GOTT geschaffenen Lebens anerkannte.

Vor unseren Augen entsteht eine neue globale Sklavenhaltergesellschaft, ein neurömisches Sklavenhalterprogramm 2.0. Der postkapitalistische Trans-humanismus ist die Ideologie eines neuen ultraglobalistischen, antistaatlichen Profit- und Ausbeutungssystems, in welchem finanzpolitische Einfluss- und Makrozonen die heutigen Staats- und Volksstrukturen aufheben sollen. Er bedeutet die Herrschaft des Satanismus in Gestalt der malthusianischen Reduzierung der Weltbevölkerung um Milliarden von Leben – im Krieg gegen Ehe, Kinder und Familie. Und er symbolisiert die totalitäre Herrschaft des Postkapitalismus in Form nanoelektronisch-genetischer und militärisch-industrieller Businessmodelle, mit dem Menschen als Sklaven exzessiv wirtschaftlicher Wertschöpfung, aber ohne Eigenwert. Die Utopie des Transhumanismus ist der Mensch als Wegwerf-Taschentuch: gekauft, benutzt, entsorgt. Schöne neue Welt?

Für den Christenmenschen und alle, welche die Familie als Wert, als tradiertes Fundament der Gesellschaft und als Hauskirche leben, ist dieses Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell zutiefst abstoßend und erschreckend. Müssen wir uns nunmehr fürchten und in Angst und Panik verharren? Nein! Denn „Siehe, ich mache alles neu!“ spricht Gott, der dem Durstigen „geben wird von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst!“ Wir sind aufgerufen, neue Gemeinschaften zu gründen, Familien, Gemeinden, Kirchen zu bauen und Bewährtes zu schützen. 

Und wir bekennen den Menschen – Großeltern, Eltern, und Kinder – als Mann und Frau, als Ebenbild Gottes, als Ebenbild der Vollkommenheit und der Liebe. Und die Freiheit der Kinder Gottes. In Jesus Christus unserem einzigen Herrn.


Der Artikel erschien in CRISIS JOURNAL FÜR CHRISTLICHE KULTUR; Ausgabe 3. © Crisis-Journal

Samstag, 10. August 2024

Vom Herzensfeuer des Ostens

Eine Rezension von Christian Rummel zu dem Werk "An den Mauern der Kirche", von Sergej Fudel

Eine Entdeckung! Erstmals erschien im Jahr 2023 in deutscher Sprache ein Buch von Sergej Fudel (1900–1977), dem Sohn eines Moskauer Gefängnispriesters, der ein Leben voller Entbehrungen und Einsamkeit, aber auch Begegnungen mit vielen Christussuchern zu meistern hatte. Nach nur einem Jahr Studium wurde er verhaftet; bis in die Mitte des Jahrhunderts war er dreimal während insgesamt 12 Jahren in sowjetischen Straflagern und zwischendurch als Soldat im Weltkrieg. Nach seiner Lager-Entlassung blieb sein Bewegungsradius behördlich eingeschränkt – seine letzten Lebensjahre verbrachte er als Kantor in Pokrow, 100 km östlich von Moskau, an demselben Ort, wo von 2021–22 Alexej Nawalny inhaftiert war.

Seit den 1950er Jahren schrieb er über zwanzig Bücher, „… über die lichttragende Kirche und ihren »dunklen Doppelgängen, über ihr Volk, ihre Heiligkeit … Diese Bücher sind voller Licht, Liebe, Hoffnung, aber oft auch voller Schmerz“, so N. Balaschow im Vorwort. Fast alle – u.a. eine Monographie über Dostojewskij – konnten nur heimlich, im Selbstverlag verlegt werden. Nur jenes über Pavel Florenskij – er hatte ihn in seiner Jugend kennengelernt – konnte unter dem Pseudonym F. I. Udelov 1972 in Paris erscheinen. 14 Jahre nach seinem Tod begann dann die offizielle Herausgabe seiner Werke in Russland – und sie gewannen viele Leser.

In „An den Mauern der Kirche“ versammelt Fudel kurz vor seinem Lebensende seine Erinnerungen und Meditationen über das Leben der Christen unter der Verfolgung im atheistischen Staat. Es kommen darin viele „einfache Leute“ zu Wort, von denen einige zu Neumärtyrern der orthodoxen Kirche wurden, auch manche bekannte Persönlichkeiten. Was man nicht findet: eine Klage über die Unmenschlichkeit des politischen Systems; die Aufmerksamkeit des Autors gilt ganz der Kraft der Einzelnen, ihre Menschen- und Gottesbeziehung in Hingabe und Demut zu pflegen – und dem Sein der Kirche, der Menschengemeinschaft Christi.

Von der Ohnmacht der Kirche im Kommunismus, der Zerstörung ihrer Gotteshäuser, der Verbannung und Ermordung ihrer Priester und priesterlichen Gläubigen lässt sich Fudel nicht beherrschen. Er blickt auf das Wesentliche, welches nicht mehr in äußerem Glanz gefunden werden kann. Das Leben der Kirche ist „… einfach nur Leben aus der Verkündigung des Herzens … und im Übrigen ist es auch weder philosophische Ansicht noch ritueller Reflex … Leben in der Kirche – das sind zuallererst Tränen, denn ohne Tränen kann man nicht am Kreuz stehen.“

Fudel, so Balaschow, war davon überzeugt, „… dass man Menschen nicht belehren darf, sondern sie ernähren muss, ob körperlich oder seelisch …“, nährte „… die Herzen in einer

Zeit geistlicher Hungersnot in Russland mit dem Brot des Lebens«. Balaschow fügt hinzu: „Was ihm auf seinem leidvollen Weg widerfuhr, war genug, um selbst einen starken Mann zu brechen. Sergej Fudel aber lebte sein Leben und begegnete dem Tod mit einem dankbaren Lobpreis Gottes in der Seele, in Worten, die von selbst über seine Lippen zu drängen schienen …“

Sein Buch ist wie das Gespräch des Autors mit den Menschen, denen er persönlich oder in ihren schriftlichen Werken begegnet ist – und als Leser fühle ich mich hineingenommen in dieses Gespräch – mit vielen, die Christus in sich belebend mir vorangingen. Keine Buchseite, ohne dass ich im Herzen berührt werde, mir eine unerwartete Sichtweise entgegenkommt.

„Leben wir außerhalb der Reue, so leben wir außerhalb der Kirche.“ Besonders bei Priestern vermisst Fudel das Bewusstsein für diese Wahrheit. „Folglich positionieren sich gerade diejenigen Menschen, die Reinigung und Heiligkeit am nötigsten haben, abseits des Weges …“, der zum Wesenskern, zum Sein der Kirche führe.

„Gnade wirkt in der Freiheit des Menschen und die Freiheit in der Gnade; sie sind, wie Bischof Theophan der Klausner es ausdrückt, einhergehend miteinander. Daher vollzieht sich der gesamte Heilsprozess eines jeden Menschen durch das untrennbare Wirken beider Kräfte.“

Wie viele russische Menschen hatte Fudel es schwer mit dem westlichen Rationalismus. Den Aquinaten empfand er geradezu als Angriff auf seinen Glauben: „Nachdem ich 500 Seiten Thomas von Aquin gelesen hatte, stieß ich in dieser großen Ödnis plötzlich auf die lebendigen Worte: Wem der Glaube innewohnt, dem wird er durch einen inneren Akt des Herzens bewusst.“

Zum Schluss: „Ein ganz besonderes Empfinden für das unvergängliche Leben ergreift einen Menschen in Augenblicken, in denen ihm seine Nähe zur wahren Heiligkeit der Kirche ins Bewusstsein tritt. Solche Momente währen nicht lange, und der Mensch weiß in diesen Minuten noch nicht mit Gewissheit, ob er Teil dieser Heiligkeit ist, d. h. ob er in der Heiligen Kirche ist – für einen glückseligen Augenblick wird er gewahr, dass er an ihren unbefleckten Mauern steht. Denn unser Sein in der Kirche ist nicht unser Recht, sondern stets ein Wunder, eine unverhoffte Freude.“

 

Sergej Fudel: „An den Mauern der Kirche“, Edition Hagia Sophia, Wachtendonk 2023, 194 Seiten, 20 Euro

 

Montag, 11. Dezember 2023

Dienstag, 5. Dezember 2023

 

Wolfgang Offermanns: Mensch werde wesentlich!

Das Lebenswerk des russischen religiösen Denkers lwan A. lljin für die Erneuerung der geistigen Grundlagen der Menschheit. 



Mit einem Vorwort von Prof. Adorján Kovács.

978-3-96321-009-9290 SeitenHardcover mit Fadenbindung26,50 EuroZur Bestellung gehts hier!


Diese, außerhalb Russlands wohl immer noch einzige Monographie über Leben und Werk des russischen christlich-orthodoxen Philosophen und Rechtswissenschaftlers Iwan Iljin (1883-1954), von Wolfgang Offermanns, ist ein einzigartiges „geistiges Porträt“ des bedeutenden russischen Philosophen. Nach einer biographischen Übersicht und einer Erörterung der Quellen von Iljins Denken behandelt Offermanns in gebotener Ausführlichkeit dessen Erkenntnislehre, Rechts- und Staatslehre, Ethik, Ästhetik sowie Religionsphilosophie. Die ganze Breite des gewaltigen Iljinschen Lebenswerks wird so für die deutschsprachige Leserschaft, die sonst immer auf Informationen aus politisch allzu korrekter Feder angewiesen war, erstmals wirklich dem Gegenstand angemessen erfahrbar.

In der Sowjetunion war Iljin weitgehend unbekannt, da die staatliche Zensur seine Werke nicht ins Land ließ. Im postsowjetischen Russland hat man sich an Iljin nicht sofort erinnert. Heute ist Iwan Iljin in ganz Russland bekannt, aber nicht etwa nur wegen der Tatsache, dass er der „Lieblingsphilosoph“ des russischen Staatspräsidenten Wladimir Putins ist, was diesem übrigens wegen der endlich breit erkannten hohen Qualität von Iljins Werk ein gutes Zeugnis ausstellt, sondern aufgrund von Iljins brillanter Antizipation der Probleme Russlands nach dem Zusammenbruch des Kommunismus, an den er immer geglaubt hat. Im Westen hat das offene Entsetzen über dieses Ereignis dagegen zur relativistischen Postmoderne geführt, mit deren Hilfe destruktive kommunistische Ziele weiterhin versteckt verfolgt werden sollen. Iljins Denken immunisiert gegen diesen Zeitgeist.

Mittwoch, 29. November 2023

Rezension: Die umgekehrte Perspektive - von Pavel Florenski



Pawel Florenskij: Die umgekehrte Perspektive. Ikonographie und Kunst. Mit einem Nachwort von Erzpriester André Sikojev.Aus dem Russischen übers, und hg. von Erzpriester André Sikojev, Philosophia Eurasia, Edition Hagia Sophia, Wachtendonk 2023, 230 Seiten, ISBN -13: 978-3-96321-146-1

Es ist kein Zufall und auch von unschätzbarer Bedeutung, dass Texte von Pawel Florenskij (1882-1937) im Kontext der vielerorts sichtbar werdenden Zeitenwende erneut ans Licht gestellt werden. Sie sind natürlich auch zeitgeschichtlich von größtem Wert als Zeugnis für den umfassenden Horizont eines der bedeutendsten Mathematiker, Physiker, Chemiker, Philosophen und Theologen, den das grausame 20. Jahrhundert hervorgebracht hat. Sie sind zugleich beeindruckend als Zeugnis für die christliche Wahrheit, für die Pawel Florenskij unerschrocken Verbannung, Lagerhaft, Folter und schließlich auch den Märtyrertod auf sich genommen hat. Ihr konzentrierter Blick auf das Ganze der orthodoxen Kultur und Lebensweise ist aber auch hilfreich gegenüber der verbreiteten Tendenz, einzelne Elemente wie Ikonen, Gesang oder Fasten, Gebet und Architektur herauszupicken und von der orthodoxen und kirchlichen Lebensweise zu isolieren. Was er schreibt, hat Bedeutung im zeitgenössischen Diskurs ebenso wie für ein grundsätzliches Verständnis der Orthodoxie und ihrer kulturellen Aufgabe überhaupt. Faszinierend dabei ist, dass sein Ausgangspunkt eigentlich ein mathematisch-naturwissenschaftlicher ist, Naturbeobachtung und Wahrnehmung von Raum und Zeit, eine tiefere Sicht auf die Dinge, den Menschen, und das, was den Menschen ausmacht, und all die verborgenen und die nicht verborgenen Zusammenhänge, welche die menschliche Kultur in ihren Höhen, Tiefen und Abgründen prägen. Die hier ausgewählten Texte beziehen sich, wie im Untertitel festgehalten, auf „Ikonographie und Kunst“ und wecken selbstverständlich das Interesse für mehr. Das Buch gehört zu denen, die man in die Hand nimmt und nicht mehr aus der Hand legt, bis sie von vorn bis hinten ausgelesen sind, um dann immer wieder und wieder darauf zurückzugreifen. Das hat seinen Grund auch im überzeugenden Aufbau und der Zusammenstellung der Texte, die mit einer knappen, einführenden Lebensbeschreibung Vater Pawel Florenskijs durch den Übersetzer und Herausgeber, Erzpriester André Sikojev, im Nachwort (S. 207-224) in ihren biographischen, geistesgeschichtlichen und theologischen Zusammenhang gestellt werden, gefolgt von einer halben Seite Abkürzungsverzeichnis (S. 225) und einem mit der Überschrift, Anmerkungen“ versehenen Glossar (S. 225-230).

Der erste der abgedruckten Texte hat dem Band den Titel geliehen und entfaltet in zwei analytisch tiefenscharfen, punktiert und zugleich umfassend argumentierenden Teilen (Historische Betrachtungen, S. 9-66, Theoretische Voraussetzungen, S. 67-102) die grundlegenden Beobachtungen und Überlegungen zur „umgekehrten Perspektive“, welche Vater Pawel Florenskij der sog. Zentral- oder Parallelperspektive gegenüberstellt. Dabei fließen Erkenntnisse ein, die der Autor schon in seinem grundlegenden Werk „Der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit“ (1914) vorgetragen hat, welches der Herausgeber unseres Bandes als „die erste und noch immer bedeutendste theologische Arbeit auf dem durch Whitehead-Russels Principia Mathematica gekennzeichneten wissenschaftlichen Niveau unseres Jahrhunderts“ genannt hat (S. 214). In der Tat sind die von Bertrand Russel und Alfred North Whitehead dargelegten Überlegungen zur Axiomatik der Mengenlehre für die theologischen sowie kunst- und kulturtheoretischen Ausführungen Florenskijs sehr aufschlussreich. Dabei wird der Leser von Florenskij nicht mit unzugänglich-abstrakten Gedankengängen konfrontiert, sondern auf bestimmte, augenfällige und nachvollziehbare Sachverhalte bei russischen Ikonen des 14. bis 16. Jahrhunderts aufmerksam gemacht, die mit einem weitgehenden Fehlen der Zentral- bzw. Parallelperspektive auf diesen Ikonen zusammengefasst werden können. Der Autor stellt diese Beobachtungen in den Zusammenhang der weit ausgreifenden Kunstgeschichte und verweist darauf, dass in der Antike die Zentralperspektive „zuerst nicht in der reinen Kunst erschien..., sondern in der angewandten Kunst, als ein Moment des Dekorativen, welches sich nicht die Wahrheit der Wirklichkeit, sondern die Glaubwürdigkeit des Anscheins zur Aufgabe macht“. Ihr Sitz im Leben war also - nicht zufällig von Anaxagoras und Demokrit wissenschaftlich beschrieben - die Dekorationsmalerei und die Theatertechnik. Während „die reine Kunst die Wahrheit des Lebens darstellen wird (oder zumindest will) ...“ „ist die Dekoration ihrem Wesen nach - Täuschung, wenn auch eine schöne“. Es geht hier um „das für die naheliegenden Lebensfragen pragmatisch Nützliche und nicht die schöpferischen Grundlagen des Lebens selbst“. „Ihnen ging es um die Imitation der Oberfläche“, ein wichtiges Thema ist Kopieren und Verdoppeln der Wirklichkeit, die Erzeugung von Illusion, nicht der Austausch, nicht die schöpferische Synthese von Urbild und Abbild.[1]

Sehr genau beschreibt Vater Pawel Florenskij das Eindringen der Zentral- bzw. Parallelperspektive im Kontext kultureller Umbrüche in die Kunst und Malerei, wie sie sich in der westlichen bzw. nicht von Byzanz geprägten Kunst und Kultur seit dem Aufkommen der Renaissance vollzogen haben. Das zeigt sich nicht zuletzt im Verlust der organischen Einheit von Subjekt und Objekt bzw. in der für den Westen charakteristischen Subjekt-Objektspaltung, die sich auch in sozialen Sachverhalten wie der Individualisierung und Atomisierung des gesellschaftlichen Lebens ausdrückt. Geistes- und sozialgeschichtlich ist das ein Vorgang, der auch in der Ausbreitung von Bewegungen wie New Age,Postmodernismus oder Poststrukturalismus heute immer noch sehr spürbar ist. Es ist kein Zweifel, dass sich die Analyse Florenskijs hier mit hervorragenden Autoren wie Gilbert Keith Chesterton und C.S. Lewis in überzeugender Weise deckt.[2] Das Besondere an der Arbeit Vater Pawel Florenskijs ist es, dass er hier als Professor für „Raumanalyse von Kunstwerken“ spricht, der er tatsächlich von 1921 bis 1924 an den sog. „Moskauer Höheren künstlerisch-technischen Werkstätten“ gewesen ist (vgl. S. 219).

Der zweite Beitrag Florenskijs (S. 103-113) enthält unter der Überschrift „Auf dem Makovez“ einen Brief an Wassili Wassiljewitsch Rosanow, der das bisher Gesagte in sehr dichter, poetischer Weise in Bezug auf die Symbolik und Bedeutung der Zeit, Aufgang und Untergang der Sonne, Abend und Morgen, Licht und Finsternis, Geburt, Sterben, Ewigkeit, Tod und ewiges Leben weiterfuhrt und vertieft.

Der dritte Beitrag Florenskijs über „Das Dreiheitskloster und Russland“ (S. 115- 144) ist nicht nur zeitgeschichtlich ein beeindruckendes Zeugnis für den Einsatz seines Autors für den Erhalt dieses Kulturdenkmals unter den absurden Bedingungen des „aus der Hochzeit des europäischen Weltkrieges von 1914-1918 und der liberalen Revolution von 1917 geborenen bolschewistischen und totalitären Atheismus“ (Nachwort von Vater André Sikojev, S. 215) und der darin sich ausprägenden brutalen oder sublimen Christen- und Kirchenverfolgung. Es ist beeindruckend, wie Vater Pawel Florenskij hier über den hl. Sergij von Radonesch und sein Kloster, die sich an diesem Ort ausprägende und ausgeprägte russische Kultur, ihre historischen Wurzeln in Byzanz und Hellas spricht. Dabei geht es zugleich um „tiefgehende Analysen der Existenzgrundlagen von Kultur an sich“ sowie den Platz und die Stellung von Christentum und Kirche in diesem Zusammenhang, die ihren Anker letztendlich im „Problem der Trinität und dem der Menschwerdung Gottes“ haben. Florenskij spricht hier von der „Verteidigung der Göttlichen Absolutheit auf der einen Seite“ und der „Verteidigung des geistigen Wertes der Welt auf der anderen Seite“. (S. 122f.) Er untersucht daher die „zwei grundlegenden Ideen des russischen Geistes“ in ihrem kulturell-geschichtlichen Zusammenhang (Trinität und Sophia, die göttliche Weisheit). Sie sind Urbilder, in der Terminologie Goethes ,Urphänomen4 oder ,Ersterscheinung4 (vgl. S. 118f., aber auch S. 157), freilich nicht „gedruckt in theologischen Lehrbüchern“ (S. 119). Es ist kein Zufall, dass Florenskij in diesem Zusammenhang - gemäß der heimatlichen Terminologie - auf das Stichwort Antlitz4 bzw. Antlitz des Antlitzes4 zu sprechen kommt, das im Leben der Kirche seinen Platz und Ausdruck findet. Und ebenso wenig ist es Zufall, dass Vater Pawel Florenskij hier auch den „Prometheus“ seines Freundes, des Symbolisten, Dichters und Autors Wjatscheslaw Iwanowitsch Iwanow (1866-1949) zitiert (S. 123, Anm. 50).

Der vierte Beitrag Florenskijs in unserm Band: „Die Kirchliche Liturgie als Synthese der Künste44 gehört ebenfalls zu den Zeugnissen seines mutigen Einsatzes für die Erhaltung der Kunstdenkmäler und Altertümer des Sergij-Dreifaltigkeitsklosters, aber damit auch für die Orthodoxie überhaupt, wenn der Autor etwa schreibt: „Im Namen der Interessen der Kultur muss man gegen alle Versuche protestieren, einige Strahlen von der Sonne des Schöpfertums herauszulösen, ihnen ein Etikett aufzukleben und eine Glasglocke darüberzustülpen.“ (S. 148)

Man spürt buchstäblich, wie im orthodoxen Gottesdienst und im kirchlichen Leben alles mit allem verknüpft ist und bis ins kleinste Detail und im Verhältnis zum Ganzen organisch miteinander zusammenhängt, obwohl sich Florenskij hier der Aufgabe entsprechend eigentlich auf die künstlerisch-synthetischen Aspekte beschränken muss (vgl. S. 159). Was sich hier ausspricht, ist das echte Leben, oder eben: echte Kunst in ihrem Verhältnis zum echten Leben, echtes Leben im Verhältnis zu echter Kunst: „Man muss die Museen dezentralisieren, das Museum ins Leben hinaustragen und das Leben ins Museum hineinbringen, Museum als Leben für das Volk, welches tagtäglich die an ihm vorüberströmenden Massen erzieht; nicht Ansammlung von Raritäten einzig für ein paar Gourmets der Kunst, das Kunstschaffen der Menschheit muss allseitig und lebendig sich angeeignet werden und darüber hinaus vom ganzen Volk, nicht aber nur von einer abgeschlossenen Gruppe von Spezialisten, zumal Spezialisten im Hinblick auf das Ganze der Kunst am wenigsten verstehen... .“ (S. 152) Es ist völlig klar, dass diese Anmerkungen Vater Pawel Florenskijs natürlich auch allen ins Stammbuch geschrieben sind, die heute ein „Kulturerbe bewahren“ wollen und von „Umnutzung“ oder „Tourismus“ sprechen. Tatsächlich sind wir da wieder bei Goethe und der von ihm gestellten Aufgabe angekommen: „Was Du von Deinen Vätern ererbt hast: Erwirb es, um es zu besitzen!“ Tatsächlich geht diese Aufgabe sehr tief und vielleicht ist gerade jetzt noch der letzte Moment, sie anzupacken (vgl. die Arbeiter der elften Stunde, Mt 20).

Gerade deshalb ist es hilfreich, noch einmal auf das hier rezensierte Buch zurückzugreifen und den fünften und abschließenden Beitrag Vater Pawel Florenskijs über „Die Gebetsikonen des heiligen Sergij“ auf sich wirken zu lassen, weil auch da nichts dem Zufall überlassen und wirklich jedes Detail überaus wichtig ist. Florenskij schreibt: „Im gegebenen Fall ist die Rede durchaus nicht von irgendeiner subjektiven Erinnerungskraft der Kunst, sondern von jener platonischen „Erinnerung“, avdpvr|oi<; (anämnisis), als der Erscheinung einer Idee innerhalb des Sinnlichen. Die Kunst führt aus der subjektiven Abgeschlossenheit hinaus, reißt die Grenzen der konditioneilen Welt nieder und führt, bei den Bildern beginnend und über die Vermittlung durch dieselben hin zu den Urbildern.“ (S. I65f.)

Vor etwa 20 Jahren hat Prinz Asfa-Wossen Asserate aus der Äthiopischen Orthodoxen Kirche im Kontext seines Eintauchens in die deutsche Kultur mit seinem Bestseller „Manieren“ auf den grundlegenden Zusammenhang von Gottesdienst, Liturgie und Kultur hingewiesen.[3] Diesen Zusammenhang hat Vater Pawel Florenskij schon sehr früh gesehen, wenn er in seiner Deutung des symbolistischen Dichters Alexander Blök schreibt: „Die genetische Abhängigkeit der Kultur vom Kult zwingt dazu, die Quellen der Themen der Kultur in der Thematik des Kultes zu suchen, d.h. in der kirchlichen Liturgie. In ihr ist aller Anfang und alles Ende, die Gesamtheit der allgemein-menschlichen Themen in ihrer Reinheit und Klarheit erschöpft. Die von der kirchlichen Liturgie losgerissene Kultur aber ist dazu verurteilt, sie zu variieren, zu verdrehen. Das Schaffen der Kultur, die sich von der Liturgie losgerissen hat, ist wesenhaft - Parodie. Die Parodie setzt die Veränderung des Vorzeichens bei identischen Themen voraus.“[4]

Es ist an der Zeit, zum Original zurückzukehren. Die Bücher und Texte von Vater Pawel Florenskij helfen uns dabei. Er hat uns allerdings schon längst ins Stammbuch geschrieben: „Um aber orthodox zu werden, muss man in das Element der Orthodoxie selbst untertauchen, anfangen orthodox zu leben - einen anderen Weg gibt es nicht.“[5]

In diesem Sinne wünsche ich der hier besprochenen „Umgekehrten Perspektive“ eine weite Verbreitung und eine aufmerksame Leserschaft.

Abschließend möchte ich für eine überaus wünschenswerte nächste Auflage des Buches als vorteilhaft anmerken, wenn hier zum einen auch die auf S. 184 erwähnten Begriffe „Dwischki“, „Probelki“, „Oschiwki“ und „Nakladki“ im Glossar erläutert und wenn zum andern die Fußnoten des Nachworts aufgrund der dort zahlreich vorhandenen Druckfehler noch einmal überarbeitet würden. Ebenso wären ein übersichtliches Literaturverzeichnis und ein noch zu erstellendes Register kein Fehler.

Ich möchte aber noch einmal unterstreichen, dass das Erscheinen des hier besprochenen Bandes sehr willkommen ist, weil eine breitere Auseinandersetzung und Beschäftigung mit Werk und Schaffen von Vater Pavel Florenskij im Kontext der kulturgeschichtlichen Umbrüche unserer Zeit ohne Zweifel äußerst dringlich und sinnvoll sind.

Dr. Dr. Wolfgang G. Wünsch, Erfurt


Die Rezension erschien in: AUFTRAG UND WAHRHEIT

Ökumenische Quartalsschrift für Predigt, Liturgie und TheologieSchriftleitung

Pfarrer Prof. h. c. Dr. Jürgen Henkel, Hauptstr. 37, D-95100

Zum Buch: https://www.edition-hagia-sophia.de/p/pawel-florenski-die-umgekehrte-perspektive-ikonographie-und-kunst


[1]               Vgl. S. 22ff.

[2]               Vgl. etwa Gilbert Keith Chesterton, Orthodoxie. Eine Handreichung für die Ungläubigen, 3. Auflage, Fe-Medienverlag, Kißleg, 2020; C.S. Lewis, Die Abschaffung des Menschen, 9. Auflage, Johannes Verlag, Einsiedeln, 2020.

[3]      Vgl. Asfa Wossen-Asserate, Manieren, Frankfurt/Main 2003/München 42009.

[4]       Zitiert bei Vater André Sikojev, Nachwort, S. 222.

[5]               Pawel Florenskij, Der Pfeiler und die Feste der Wahrheit. Vorwort, in: Nicolai von Bubnoff und Hans Ehrenberg (Hg.), Östliches Christentum. Dokumente, Bd. II: Philosophie, München 1925, S.31.


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