von Wladimir Legojda
Erinnern Sie sich an den berühmten Satz Dostojewskijs: „Da kämpft der Teufel mit Gott, das Schlachtsfeld aber – ist das Menschenherz ...“ (1)? Trotz seiner Offenkundigkeit scheint es mir, daß der Klassiker nicht ganz recht hat. Genauer gesagt, gestatten diese Worte auch ein nur bedingt christliches, wenn nicht gar ein unchristliches Verständnis zu.
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Die Welt des Christen ist kein ewiger dialektischer Kampf der Kräfte Yin und Yang (3). In der von Gott erschaffenen Welt gibt es kein Böses, daher hat das Böse keine eigene Natur. In der Sprache der Philosophie ausgedrückt, ist das Böse nicht unonthologisch. Das Böse ist ein Mangel an Gutem oder ander ausgedrückt, das veränderte Gute. (Vielleicht sagt man aus diesem Grunde auch, daß unsere Nachteile die Fortsetzung unserer Vorteile sind?) Das Böse ist stets der Versuch, am Guten zu parasytieren, das Gute zu verändern. Wie einst die Schlange Adams Frau versuchte, indem sie den ersten Bund zwischen Gott und dem Menschen mit den Worten „Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?“ (4) verfälschte. Die Schlange log, ihre Lüge hatte Erfolg, und mit dem Bruch des Bundes kam das Böse in die Welt. Aber die Schlange kämpfte nicht gegen Gott. Sie kämpfte gegen den Menschen.