Freitag, 29. Oktober 2010

Dionysios Areopagita - ein Neuplatoniker? (Fortsetzung)

von Priester Johannes Nothaas



Vt. Johannes Nothaas (Bildquelle: www.orthpedia.de)

Mit diesem Wort der Tat ist der Kampf gegen den Neuplatonismus und gegen alle Philosophie wie mit einem Paukenschlag eröffnet. Denn ge-rade das Wort „Einung“ mit dem Göttlichen ist auch für den Neuplatoniker der höchste „the-ologische“ Begriff, das Ziel und der Sinn des menschlichen Lebens. Und Dionysios hat die Chuzpe, gerade dieses Wort für das Christentum zu beanspruchen.
Die „Einung“ mit Gott ist jedoch an eine Bedin-gung geknüpft: „wenn unsre Hingabe ebenso unendlich ist wie seine Gnade“ (585 B ). – Wie kann dies verstanden werden, die Hingabe an das „Unkennbare“. Wie soll Hingabe erbracht wer-den, wenn es keine Orientierung dafür gibt?
Sie kann nur geschehen, wenn Gottes Gnade waltet. Seine Gnade und unsre Hingabe sind in einem nicht analysierbaren Zusammenhang ge-stellt. Gottes Wirken im Verborgenen ist ein Mysterium.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Dionysios Areopagita - ein Neuplatoniker (Teil 1)

von Priester Johannes Nothaas 

Seit die Werke des areopagitischen Dionysios im Jahre 533 auf einem Religionsgespräch in Konstantinopel in die Kirchengeschichte eintra-ten, hat der Streit um ihren Verfasser und ihren Inhalt nicht aufgehört und ist auch bis heute noch nicht ausgetragen. Es handelt sich bei diesem Autor um jenen wahrscheinlich sy rischen Theo--logen des ausgehenden 6. Jahrhunderts, der mit dem Pseudonym des von Paulus bekehrten Athe-ner Ratsherrn Dionysios seinen faszinierenden Schriften apostolische Autorität verleihen wollte. Zitierten die einen, so Thomas von Aquin und Albertus Magnus, den mysteriösen Verfasser direkt nach der Hl. Schrift, stellte das Mittelalter ihn an die Spitze der Väter, so galt er den anderen wie Laurentius Valla, Erasmus und Luther als ein Pseudotheologe und Fälscher.
 Dionysios Areopagita
Nachdem man in neuerer Zeit das Entstehen seiner Schriften nicht vor Ende des 5. Jh. geklärt hatte, bleibt dennoch die Fehde um die Inhalte seiner Schriften davon unberührt. Denn wer der Verfasser war, ist eine sekundäre Frage. Entscheidend ist, wie die Kir-che den Inhalt seiner Schriften beurteilt und in welchem Maße sie diese verwertet. Der heilige Maximos Confessor hatte schon auf dem latera-nischen Konzil von 649 die Rechtgläubigkeit der von Dionysios entwickelten Auffassungen vertre-ten und sie zur Anerkennung gebracht, und so be-gann ein beispielloser Einzug dieser Theologie in die Christenheit in Ost und West.

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