Mittwoch, 29. Februar 2012
Große Fastenzeit
Orthodoxe Gläubige fasten ab heute sieben Wochen lang. Mit dieser Fastenzeit bereiten sich die orthodoxen Christen für den größten christlichen Feiertag vor - Ostern, als die Auferstehung des Herrn Jesus Christus gekennzeichnet wird, worauf die christliche Religion basiert. Ein Beitrag von Ljiljana Sindjelic Nikolic.
Fastenzeiten werden auf eintägige und mehrtägige geteilt, und sie finden vor den Feiertagen statt. Gefastet wird von den frühesten Zeiten, selbst Jesus Christus hat in der Wüste gefastet, sowie viele Propheten, wie z.B. der Prophet Elija, der nach dem vierzigtägigen Fasten würdig war, sich mit Jesu zu treffen. Er hat den Himmel dreieinhalb Jahre lang geschlossen gehalten, damit kein Regen fällt, um das Volk zur Reue und Richtigstellung ihrer Sünden anzuregen. Das Fasten wird seit Jahrhunderten praktiziert, womit zahlreiche Gläubige außerordentliche spirituelle Tugenden erlangt hatten. Wie der Heilige Justin Popovic einst geschrieben hat: „Das Fasten ist ein Ausdruck unserer echten Demut, der Abwesenheit des Vertrauens in sich selbst und der eigenen Tugenden, und gleichzeitig das Zeugnis unserer wahren Freiheit, uns in erster Linie für das Verständnis unserer Schwächen und des Gefühls der Sündhaftigkeit zu öffnen“. Der bekannte serbische Geistlicher der neueren Zeit, Justin Popovic, weiß genau, worüber er schreibt. Er schreibt über die spirituelle Dimension des Fastens, und aus diesem Grund fügt er hinzu, übertriebenes Essen und Trinken schaffe „eine Selbstzufriedenheit und das Absolutismus der Natur, und demnach ihre Entfremdung durch sinnlichen Genuss und physische Grübelei“. Also, es gibt zwei Dimensionen - die physische und spirituelle. Die physische Seite des Fastens ist der Verzicht von einer bestimmten Art der Nahrung. Während der Großen Fastenzeit isst man kein Fleisch, Milchprodukte oder Eier, es wird auf Wasser gefastet, außer Samstags und Sonntags, und Fisch isst man erst am Feiertag Verkündigung des Herrn.
Die spirituelle Seite heißt, die Enthaltsamkeit von bösen Gedanken, Wünschen und Taten, man erkennt sie an verstärkten Gebeten, guten Taten und Bemühungen. Geistliche erinnern die Gläubiger daran, das Ziel des Fastens sei nicht die Enthaltsamkeit von einer bestimmten Art der Nahrung, sondern bloß das Mittel, damit sich der Mensch selber überprüft - seine Fehler, falsche Handlungen, und dass er sich bemühen sollte, dies alles zu bessern. Der Heilige Johannes Chrysostomos sagt deshalb: „Sage mir nicht wie viele Tage du gefastet hast, dies und das nicht gegessen hast, kein Wein getrunken hast, sondern sage mit, ob du vom zornigen zum ruhigen geworden bist. Wenn du mit Bösem erfüllt bist, aus welchem Grund hast du deinen Körper gequält? Wenn sich tief in deinem Inneren der Neid gegenüber deinem Bruder und die Liebe zum Reichtum befinden, ist es vom Nutzen gewesen, dass du Wasser getrunken hast?“. So kann man im Einklang des physischen und spirituellen Fastens die erwünschten Resultate erreichen, das Streben nach geistigen Tugenden, also die Besserung des moralischen und spirituellen Lebens des Menschen. Mit dem Fasten versucht der Mensch eigentlich, so sehr wie möglich sich zu Gott und der Religion zu wenden. Gläubige, die fasten, sagen, das Fasten sei ihnen von großem Nutzen, es helfe ihnen geistig zu reifen, sowie zu lernen, sich von schlechten Angewohnheiten und Verhalten abzugewöhnen, Gott dankbar für das Essen zu sein, und seinen Genuss zu spüren, nachdem die Fastenzeit vorüber ist. Im Großen und Ganzen ist die Fastenzeit die Zeit der Eintauchung in die eigenen Tiefen und der Überlegung über den Sinn des menschlichen Lebens.
Quelle: Radio Srbija
Montag, 27. Februar 2012
Neuerscheinung: Erzpriester Georgios Metallinos: Leben im Leibe Christi
Christliche Spiritualität und materielle Welt
Vater Georgios Metallinos legt in seinem Werk „Leben im Leibe Christi“ die wesentlichen Aspekte eines durch die Gemeinschaft der Orthodoxen Kirche geprägten christlichen Lebens dar. Der einzelne Mensch, der seine Existenz im Hinblick auf die Lehre Christi gestalten will, findet hier eine zuverlässige Wegweisung.
Der Verfasser behandelt die einzelnen Themen in enzyklopädischer Form. Das ermöglicht es dem Leser, bei der Lektüre des Buches nach seiner jeweiligen Interessenlage vorzugehen und sich mit den für ihn persönlich besonders wichtig erscheinenden Fragestellungen intensiver zu befassen.
Die Orthodoxie spart keine Lebensbereiche aus. Dies verdeutlicht die Vielzahl der behandelten Themenbereiche. Spiritualität, Grundlagen des Glaubens, Askese, Vergöttlichung, Gemeindeleben, Tradition, Kirchenväter und spätere theologische Entwicklungen finden ebenso Berücksichtigung wie gesellschaftspolitische Fragestellungen, das Verhältnis von Kirche und Staat und eine ergänzende kritische kirchengeschichtliche Betrachtung.
Wer zu den genannten Bereichen, fundamentale Darlegungen aus christlich-orthodoxer Sicht sucht, wird in diesem Buch des bekannten Priesters und Theologen wertvolle Informationen finden.
„Die Spiritualität der Orthodoxie ist auch Materialität, Realismus, Innerweltlichkeit. Sie ist die Überlieferung, d. h. die Weitergabe und Kontinuität eines Lebens, einer ewigen Existenzweise inmitten der konkreten geschichtlichen Realität, die mit der Fleischwerdung des „Logos“, des Wortes Gottes, in die Geschichte eingetreten und irdische, innerweltliche Realität geworden ist. Ohne Christus, den Mensch gewordenen Gott, ist christliches geistliches Leben undenkbar.“
Erzpriester Georgios Metallinos
- 224 Seiten
- Format: 225 x 150mm
- Paperback
- 18,50
Der Autor: Erzpriester Georgios D. Metallinos ist Theologe, Priester, Historiker, Autor und Universitätsprofessor. 1940 in Korfu geboren, studierte er in Athen Theologie und klassische Philologie. 1969-1975 lebte und studierte er in Bonn und Köln. 1971 Priesterweihe und Erlangung der Doktorwürde in Theologie (Athen) sowie Philosophie und Geschichte (Köln). 1984 wurde er Professor für Theologie der Universität Athen. Er unterrichtete Geschichte der Geistlichkeit im nachbyzantinischen Zeitalter, Geschichte und Theologie des Gottesdienstes und Byzantinische Geschichte. Durch zahreiche Veröffentlichungen erlangte Vater Georgios weltweite Bekanntheit.
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