Die Wahrheit vom letzten Akt des Weltendramas: vom Ende der Welt. Der Anfangsakt: das Paradies; der abschließende? – das Schreckliche Gericht. Und alles was ihm im Laufe der Jahrhunderte vorangeht. In der Geschichte des Menschengeschlechts, die sich auf diesem Planeten abspielt, reift sowohl das Böse als auch das Gute; sie entwickeln sich bis zu ihren riesigsten Ausmaßen. Das Böse der Erde ist in allen Welten zu vernehmen, genauso wie das Gute der Erde; denn böse Menschen bevölkern die Hölle, gute aber – das Paradies. Also: sowohl das irdische Böse wie auch das irdische Gute übersteigen bei weitem die geographischen Grenzen der Erde. Die Erde ist eine kleine Welt nach ihrem physischen Umfang, aber eine riesige und unumfaßbare nach ihrem geistlichen und ethischen Umfang. Und dein allerkleinstes Gutes, Mensch, siehe: ist schon aus jenen Welten zu sehen; genauso dein allerkleinstes Böses. Denn selbst dein allerkleinstes Gutes bringt ein Teilchen deiner Seele in das Paradies, genauso wie auch das allerkleinste Böse ein Teilchen deiner Seele in die Hölle bringt. Wie auch immer, der Mensch gehört nicht der Erde, sondern jenen Welten; über die Erde geht er lediglich hinweg, und von ihr geht er in jene Welten. Die Erde ist gleichsam der Absprungsplanet, von ihr kann der Mensch entweder in das Paradies aufspringen oder in die Hölle hineinspringen. Um den Menschen kümmert sich sowohl das Paradies als auch die Hölle, weil die Geschichte des Menschengeschlechts derart ernst und furchtbar ist. Deshalb endet sie auch mit dem Schrecklichen Gericht. Das Ende der Welt kann auch nicht anders sein. Der Allwisssende und Allsehende Herr muß Seine unfehlbare Meinung über jedes menschliche Wesen und über das ganze Menschengeschlecht zusammen sagen. Warum? Weil jedes andere Geschöpf unter Gott sich in Hinsicht auf den Menschen und die Menschheit täuschen und versündigen würde, denn niemand weiß, was der Mensch ist außer dem Allsehenden und Allwissenden Gott und Herrn. Von diesem dramatischen Ende der Welt eröffnet uns der allwissende Herr Jesus Christus etwas bevor Er diese Welt verläßt.
24, 1–2 Alles in unserer menschlichen Welt hängt von menschlichem Gut oder Böse ab. Das ist tatsächlich sowohl das Dach als auch das Fundament alles Menschlichen. Das bestimmt das Geschick jedes menschlichen Gedankengebäudes und Geschöpfes und bestimmt es vorher. Der Mensch ist durch und durch ein so moralisches Geschöpf, daß er einfach damit sein ganzes Wesen angesteckt hat: sowohl sein Böses wie auch sein Gutes sind so natürlich und umfassend, daß sie sofort alles durchdringen, womit sie in Berührung kommen. Auf diese Weise werden sie zu den wichtigsten bestimmenden Elementen für das Schicksal des jeweiligen Wesens oder Geschöpfes. Beispiel: das Böse der christusfeindlichen Jerusalemiter und christustötenden Juden ist so, daß es tote Gebäude untergräbt und zerstört: kein Stein wird auf dem anderen bleiben, der nicht zerbrochen werde (Vers 2) von dem prächtigen Gebäude des Tempels. In der Tat, der Stein wird schreien vor Schrecken. Und er hat geschrieen; er konnte es nicht aushalten: er zerbarst vor Trauer und Schmerz angesichts des schrecklichsten menschlichen Verbrechens: des Gottesverrats und Gottesmordes.
Das menschliche Böse ist der Grund des Todes in der menschlichen Welt; es ist der Grund jeglicher Zerstörung und Chaos auch auf materiellem, geographischem Niveau. Aber: unser irdisches Böses und Gutes wird ebenso der Grund des kosmischen Brandes sein, in dem nicht nur die alte Erde und der alte Himmel verbrennen werden: in dem die Himmel mit Getöse untergehen werden. Also, die menschliche Moral bestimmt das Schicksal nicht nur der Erde, sondern auch der Himmel. Derart unendlich wichtig und grenzenlos schicksalhaft ist unser menschliches Böses und menschliches Gutes. In der Tat ist der Mensch das wichtigste Wesen nach Gott in allen sichtbaren Welten. Durch die Erfindung der Sünde, und durch sie des Bösen, zog der Mensch den Tod in alle Wesen und das Chaos in die Welt der Materie. Er zog nach sich in das Chaos die ganze Natur. Tatsächlich herrscht der Mensch über die Natur mit seinem ganzen Wesen, welches durch und durch ein moralisches Wesen ist. Seine Moral schreibt Gesetze für die Natur vor, verändert die Natur und trägt ihr Schicksal in den Händen. Sowohl das Leben als auch der Tod der Natur hängen vom Menschen ab. Er ist der Hauptregisseur im Drama der Natur.
24, 3–5 Das Zeichen für das Ende der Welt – to shmeion thi sunteleivai tou aijwnoi? Der letzte Wettstreit des menschlichen Bösen und des menschlichen Guten. Das eine wie das andere erreicht seine höchste Ausformung und zwar durch die Menschen. Alles Böse steht auf gegen jegliches Gute des Menschen, und alles Gute gegen jegliches Böse: alles Gute wird im Gottmenschen Christus verkörpert sein, alles Böse im Antichrist. Die Menschen werden nur nach diesen beiden Personen in zwei Gruppen aufgefächert werden. Das Böse wird derart kräftig und furchtbar sein, daß vielzählige falsche Messiasse erscheinen werden, falsche Christusse, falsche Retter der Menschheit. Und viele werden diese selbsternannten Retter betrügen. Gibt es eine Überprüfung für diese “Retter” der Menschheit? Ja: das Kreuz und der Sieg des Gottmenschen über den Tod durch die Auferstehung, und dabei zunächst das sündlose Leben des Gottmenschen unter den Menschen auf der Erde. Das wird kein einziger der selbsternannten Christusse = Retter der Menschheit aufweisen können. Ich bin Christus. Warum? Wir kennen aus dem Evangelium den Gottmenschen: “Jesus Christus gestern und heute derselbe und in Ewigkeit” (Hebr 13, 8): dasselbe Sein Evangelium, dieselbe Seine Kirche. Ein Hochstapler mit Namen Christus, Messias, Heiland – das ist jeder, der in irgend etwas, was es auch immer sei, vom historischen Christus abweicht oder einen Kompromiß mit irgendeinem Übel zuläßt, oder sich von irgendeiner Sünde verführen läßt.
24, 6 Die Liebe zur Sünde und zum Bösen und über sie die Eigenliebe schafft Kriege zwischen den Menschen, zwischen Völkern, zwischen Reichen. “Woher kommen Streit und Krieg unter euch? Etwa nicht daher, von euren Leidenschaften, die in euren Gliedern kämpfen?” (Jak 4, 1). Die Sünde ist in der Tat ein Mörder, denn sie bringt immer den Tod mit sich; und zwar zwiefach: den geistlichen und den leiblichen Tod. Die Sünde tötet den ganzen Menschen. Wenn die gesäte Sünde aufblüht und reift, dann reift sie unausweichlich durch den Tod, in erster Linie den geistlichen und danach den leiblichen.
Die Sünde ist Feindschaft gegen Gott, Krieg mit Gott; aber auch Feindschaft gegen den Menschen als Gottes Geschöpf, gottebenbildliches Wesen. Die Sünde, die durch Christus erregt ist, durch das Evangelium Christi, die Kirche Christi, die Kreuzträger Christi, wird beim Ende der Welt die erbittertsten Kriege zwischen den Menschen und Völkern dazu nutzen, um Christus und Seine Schwäche zu verhöhnen. Und kleingläubige Menschen werden fragen: wie ist denn Christus Gott, wenn Seine Lehre nicht die Welt beherrschen kann, die Kriege vernichten, damit Friede unter Menschen und Völkern einkehrt? Schrecknisse und Abscheulichkeiten der Kriege werden nach der Dialektik des Kriegsregisseurs von seiten der Christusgegner als Beweise der Schwäche Christi und des Christentums benutzt. Das wird viele in Versuchung führen. Der Heiland warnt davor Seine Nachfolger: sehet zu und erschrecket nicht. Denn es muß so geschehen; aber es ist noch nicht das Ende (Vers 6). Muß? Ja, denn das unter den Menschen vermehrte und erzürnte Böse muß durch menschenfresserische Kriege zutage treten; das ist ihr dei = müssen; das ist ihre Logik, ihre Dialektik, ihre Diabolodikea. Die Sünde hat in der menschlichen Welt stets ein und dasselbe Ziel: den Menschen töten. Denn das ist das Ziel des Erfinders und Schöpfers der Sünde – des Teufels: “Er ist Menschenmörder von Anfang an” (Jo 8, 44). Und der Teufel tötet den Menschen durch die Sünde. Denn die Sünde – das ist der Stachel des Todes, durch welchen in die menschliche Natur das Gift des Todes eingespritzt wird, das den Menschen allmählich abtötet, bis es ihn schließlich ganz ermordet. Der von der Sünde abgetötete Mensch hält den Tod für eine natürliche Sache. Ein solches Verständnis aber zwingt ihm sein sündenbeladener Verstand auf, der durch die Sündenliebe völlig umgekrempelt ist, abnormalisiert und in vielem dämonisiert.
Der Heiland spricht von Kriegen als von etwas, was Seine Nachfolger nicht hervorrufen, sondern worunter sie leiden werden. Sie sollen sie nicht hervorrufen; wenn sie sie ereilen, so müssen sie ihnen ihre Tugenden des Evangeliums entgegenstellen: Glauben, Gebet, Langmut, Sanftmut, Barmherzigkeit, Liebe, Fasten und die übrigen. Den so wird nach dem Evangelium Krieg gegen den Krieg geführt, gegen die Sünde, gegen den Teufel. “Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel” (Eph 6, 12).
24, 7 Daß die Sünde die Ursache der Kriege ist, und durch sie der Teufel selbst, dafür dient als Beweis auch das, daß in der menschlichen Welt neben Kriegen noch sein werden Hungersnöte und Seuchen und Erdbeben hier und dort (Vers 7). All das übersteigt die rein menschlichen Kräfte und Möglichkeiten; hier beginnt schon die unmittelbare Wirksamkeit der “Geister des Bösen unter dem Himmel”. Durch den Menschen über die physische Natur ausgegossen, versetzt das Böse die ganze Natur in Furcht, schüttelt sie mit seinem Schrecken, chaotisiert sie, indem es sich und seinen Dämonismus in die göttliche Ordnung des Alls hineinzwängt. Die Natur ist im Kern ein ethisches Wesen, ein moralisches Geschöpf; sie reagiert auf die Anwesenheit des Bösen genauso wie auch die Gegenwart des Guten. Die Erde begann erst dann Dornen und Unkraut hervorzubringen, als die Sünde durch den Menschen in sie eintrat. Die Symbolik: die physische Welt erhob sich gegen den Menschen, weil dieser in sie die vernichtende Kraft des Bösen einführte: die Sünde, und über die Sünde – den Tod. Die Natur rächt sich am Menschengeschlecht durch Mißernten, Hungersnöte, Überschwemmungen, Erdbeben. Die Natur fühlt immer und weiß: entweder Gott oder den Teufel. Durch die Lossagung von Gott wurde der Mensch zum einzigen Wesen, einzigen Mißgebilde unter allen Wesen, das Gott nicht anerkennt. Das tut nicht einmal der Teufel. Darin eben liegt die tragische aber auch komische “Originalität” des Menschen beschlossen. Aber auch seine ganze Unnatürlichkeit. Und wenn er dabei nicht einmal den Teufel anerkennt, dann wird er zur Verkörperung, Personifizierung einer einzigartigen selbstmörderischen Unnatürlichkeit, Widernatürlichkeit.
24, 8 Das alles aber ist der Anfang der Wehen: für die Menschen, für den Menschen überhaupt, denn der Mensch ist das Gefühlselement der Natur, das wichtigste und allerwichtigste. Alle anderen irdischen Wesen fühlen weniger Qual von den Kriegen, Hungersnöten, Hochwasserkatastrophen, Erdbeben. Wenn man so will: der Mensch ist die Hauptantenne der Natur, die komplizierteste und empfindlichste für alles, was in der Natur vorgeht. Sie nimmt die feinsten Schwingungen wahr genauso wie die schwersten Konvulsionen der Natur. Ja, ja, der Mensch ist das größte Wunder der Natur. Er ist die Natur im Kleinen, die ganze Natur, Allnatur. Aber er ist auch die Natur im Großen, denn er führt die ganze Natur, sei es zu Gott sei es zum Teufel. Er ist ihr Schicksal, ihr Führer, ihr Lenker. Sie fühlt durch ihn und ist sich ihrer göttlichen Bestimmung am vollständigsten und vollkommensten bewußt. Er ist ihr Kopf und Herz.
24, 9 In unserer menschlichen Welt liegt die Stärke der Sünde im Menschen. Und das heißt: das Böse ist stark durch den Menschen, der Tod ist stark durch den Menschen, der Teufel ist stark durch den Menschen. Denn nur durch den Menschen haben die Sünde und das Böse und der Tod und der Teufel Gewalt über die Natur, die Erdenwelt. Hier fühlt man die Kraft jenes Wortes Gottes, durch das dem Menschen die Gewalt über die Natur gegeben wurde: “Lenkt die Erde und herrscht über sie”. Und der Mensch lenkt und herrscht über sie entweder durch seine Güte oder durch seine Bosheit. Herrscht er durch seine gottzustrebende Güte, so verwandelt er die Erde in ein Paradies; herrscht er jedoch durch sein diabolozentrisches Böses, so macht er die Erde zur Hölle. All das hängt vom freien Willen des Menschen ab, von seiner Selbstbestimmung für das Gute oder das Böse, für Gott oder den Teufel. Das Böse ist seiner Natur nach immer “antichristlich”, “antilogisch”, sei es offen oder verdeckt. Aber beim Ende der Weltgeschichte wird es vollkommen deutlich und ganz offensichtlich “antichristlich” sein. Durch all seine Handlungsweisen greift es tatsächlich immer nur Christus an, diese Göttliche Verkörperung und menschliche Personifizierung der allervollkommensten und allewigen Göttlichen Güte. Sowohl das Gute als auch das Böse herrschen über die irdische Welt durch die Menschen. Das Gute Christi herrscht über die Welt durch die Christusträger, durch die Nachfolger Christi. Deshalb werden diese verfolgt, gequält, geschlagen und getötet, von allen Verehrern und Dienern des Bösen, den Dienern des Teufels. Die von den Annehmlichkeiten des Bösen trunkenen, aufgereizten, verirrten und wahnsinnigen Teufelsdiener werden die Nachfolger Christi quälen und planmäßig mit Freude töten. Tatsächlich werden sie gegen Christus kämpfen in den Christusträgern und sie um Seines Namens willen hassen.
24, 10 Und dann werden viele verführt werden, – wodurch? Dadurch, daß die Diener des Bösen und des Teufels die Christusträger, die Christen, peinigen und töten, aber der allmächtige und allwundertätige Gottmensch Christus schützt sie nicht. Sie erkennen darin: entweder Seine Schwäche oder mangelnde Sorge oder Nichtexistenz. “Wenn er existiert, warum schützt er die Seinen nicht?” werden die Verführten sagen. Aber sie wissen nicht, daß dies alles zugelassen wird, damit offenbar wird, wie unbegrenzt die menschliche Freiheit ist, und in ihr – wie grenzenlos und gottwidrig das menschliche Böse. Denn wie könnten sie gewahr werden, bis zu welchem Fall die menschliche Natur gelangt ist, wenn nicht dadurch, daß sie blind und sinnlos revoltiert und das Göttliche Gute in der Welt tötet: Christus und die Christusträger. Die menschliche Freiheit verliert allmählich den Verstand vom Bösen und Sünde, bis sie schließlich ganz den Verstand verliert, wenn sie sich vollständig dem Bösen und der Sünde überantwortet und unterordnet. Dann werden viele abfallen und werden einander überliefern und werden sich untereinander hassen (Vers 10).
24, 11 Falsche Propheten? – Das sind diejenigen, welche das Böse und den Schöpfer des Bösen – den Teufel – verherrlichen; so wie wahre Propheten diejenigen sind, die das Gute und den Schöpfer des Guten – Gott – preisen. Falsche Propheten werden nach Eingebung der unreinen Mächte, der Dämonen sprechen; so wie wahre Propheten auf Eingebung Gottes sprechen. Wie das Böse so hat auch das Gute seine Macht und Kraft. Durch die Macht des Bösen zeichnen sich falsche Propheten aus, und so werden sie viele irreführen (Vers 11). Ihre gesamte Lehre und Wirksamkeit führen wahre Propheten auf ein Prinzip zurück und leiten sie von einem Prinzip her: “So spricht der Herr”, “so tut der Herr”. Von falschen Propheten könnte man dagegen sagen: ihre gesamte Lehre und Tätigkeit läuft auf ein Prinzip hinaus und wird von einem Prinzip abgeleitet: “So spricht der Teufel”, “so tut der Teufel”. Die ersteren führen alles auf Christus zurück, die letzteren auf den Antichrist. Und sie werden viele irreführen (Vers 11), denn jene vielen denken, daß das Böse stärker ist als das Gute, das Unrecht stärker als die Gerechtigkeit, die Lüge stärker als die Wahrheit, der Haß stärker als die Liebe, der Teufel stärker als Gott. Doch darin besteht der schlimmste Irrtum und die Verführung der großen Freiheit, die das menschliche Wesen in Hinsicht auf Gott und den Teufel besitzt. Daher dieser Fall, durch den der Mensch in die Hölle fällt, in das Reich des Teufels, und dort auf ewig bleibt. So wie sein Aufstieg zu Gott durch die heiligen Mysterien und die heiligen Tugenden in das Paradies führt, wo er ewig leben wird in Gottes ewigen und gottewigen Vollkommenheiten.
24, 1–2 Alles in unserer menschlichen Welt hängt von menschlichem Gut oder Böse ab. Das ist tatsächlich sowohl das Dach als auch das Fundament alles Menschlichen. Das bestimmt das Geschick jedes menschlichen Gedankengebäudes und Geschöpfes und bestimmt es vorher. Der Mensch ist durch und durch ein so moralisches Geschöpf, daß er einfach damit sein ganzes Wesen angesteckt hat: sowohl sein Böses wie auch sein Gutes sind so natürlich und umfassend, daß sie sofort alles durchdringen, womit sie in Berührung kommen. Auf diese Weise werden sie zu den wichtigsten bestimmenden Elementen für das Schicksal des jeweiligen Wesens oder Geschöpfes. Beispiel: das Böse der christusfeindlichen Jerusalemiter und christustötenden Juden ist so, daß es tote Gebäude untergräbt und zerstört: kein Stein wird auf dem anderen bleiben, der nicht zerbrochen werde (Vers 2) von dem prächtigen Gebäude des Tempels. In der Tat, der Stein wird schreien vor Schrecken. Und er hat geschrieen; er konnte es nicht aushalten: er zerbarst vor Trauer und Schmerz angesichts des schrecklichsten menschlichen Verbrechens: des Gottesverrats und Gottesmordes.
Das menschliche Böse ist der Grund des Todes in der menschlichen Welt; es ist der Grund jeglicher Zerstörung und Chaos auch auf materiellem, geographischem Niveau. Aber: unser irdisches Böses und Gutes wird ebenso der Grund des kosmischen Brandes sein, in dem nicht nur die alte Erde und der alte Himmel verbrennen werden: in dem die Himmel mit Getöse untergehen werden. Also, die menschliche Moral bestimmt das Schicksal nicht nur der Erde, sondern auch der Himmel. Derart unendlich wichtig und grenzenlos schicksalhaft ist unser menschliches Böses und menschliches Gutes. In der Tat ist der Mensch das wichtigste Wesen nach Gott in allen sichtbaren Welten. Durch die Erfindung der Sünde, und durch sie des Bösen, zog der Mensch den Tod in alle Wesen und das Chaos in die Welt der Materie. Er zog nach sich in das Chaos die ganze Natur. Tatsächlich herrscht der Mensch über die Natur mit seinem ganzen Wesen, welches durch und durch ein moralisches Wesen ist. Seine Moral schreibt Gesetze für die Natur vor, verändert die Natur und trägt ihr Schicksal in den Händen. Sowohl das Leben als auch der Tod der Natur hängen vom Menschen ab. Er ist der Hauptregisseur im Drama der Natur.
24, 3–5 Das Zeichen für das Ende der Welt – to shmeion thi sunteleivai tou aijwnoi? Der letzte Wettstreit des menschlichen Bösen und des menschlichen Guten. Das eine wie das andere erreicht seine höchste Ausformung und zwar durch die Menschen. Alles Böse steht auf gegen jegliches Gute des Menschen, und alles Gute gegen jegliches Böse: alles Gute wird im Gottmenschen Christus verkörpert sein, alles Böse im Antichrist. Die Menschen werden nur nach diesen beiden Personen in zwei Gruppen aufgefächert werden. Das Böse wird derart kräftig und furchtbar sein, daß vielzählige falsche Messiasse erscheinen werden, falsche Christusse, falsche Retter der Menschheit. Und viele werden diese selbsternannten Retter betrügen. Gibt es eine Überprüfung für diese “Retter” der Menschheit? Ja: das Kreuz und der Sieg des Gottmenschen über den Tod durch die Auferstehung, und dabei zunächst das sündlose Leben des Gottmenschen unter den Menschen auf der Erde. Das wird kein einziger der selbsternannten Christusse = Retter der Menschheit aufweisen können. Ich bin Christus. Warum? Wir kennen aus dem Evangelium den Gottmenschen: “Jesus Christus gestern und heute derselbe und in Ewigkeit” (Hebr 13, 8): dasselbe Sein Evangelium, dieselbe Seine Kirche. Ein Hochstapler mit Namen Christus, Messias, Heiland – das ist jeder, der in irgend etwas, was es auch immer sei, vom historischen Christus abweicht oder einen Kompromiß mit irgendeinem Übel zuläßt, oder sich von irgendeiner Sünde verführen läßt.
24, 6 Die Liebe zur Sünde und zum Bösen und über sie die Eigenliebe schafft Kriege zwischen den Menschen, zwischen Völkern, zwischen Reichen. “Woher kommen Streit und Krieg unter euch? Etwa nicht daher, von euren Leidenschaften, die in euren Gliedern kämpfen?” (Jak 4, 1). Die Sünde ist in der Tat ein Mörder, denn sie bringt immer den Tod mit sich; und zwar zwiefach: den geistlichen und den leiblichen Tod. Die Sünde tötet den ganzen Menschen. Wenn die gesäte Sünde aufblüht und reift, dann reift sie unausweichlich durch den Tod, in erster Linie den geistlichen und danach den leiblichen.
Die Sünde ist Feindschaft gegen Gott, Krieg mit Gott; aber auch Feindschaft gegen den Menschen als Gottes Geschöpf, gottebenbildliches Wesen. Die Sünde, die durch Christus erregt ist, durch das Evangelium Christi, die Kirche Christi, die Kreuzträger Christi, wird beim Ende der Welt die erbittertsten Kriege zwischen den Menschen und Völkern dazu nutzen, um Christus und Seine Schwäche zu verhöhnen. Und kleingläubige Menschen werden fragen: wie ist denn Christus Gott, wenn Seine Lehre nicht die Welt beherrschen kann, die Kriege vernichten, damit Friede unter Menschen und Völkern einkehrt? Schrecknisse und Abscheulichkeiten der Kriege werden nach der Dialektik des Kriegsregisseurs von seiten der Christusgegner als Beweise der Schwäche Christi und des Christentums benutzt. Das wird viele in Versuchung führen. Der Heiland warnt davor Seine Nachfolger: sehet zu und erschrecket nicht. Denn es muß so geschehen; aber es ist noch nicht das Ende (Vers 6). Muß? Ja, denn das unter den Menschen vermehrte und erzürnte Böse muß durch menschenfresserische Kriege zutage treten; das ist ihr dei = müssen; das ist ihre Logik, ihre Dialektik, ihre Diabolodikea. Die Sünde hat in der menschlichen Welt stets ein und dasselbe Ziel: den Menschen töten. Denn das ist das Ziel des Erfinders und Schöpfers der Sünde – des Teufels: “Er ist Menschenmörder von Anfang an” (Jo 8, 44). Und der Teufel tötet den Menschen durch die Sünde. Denn die Sünde – das ist der Stachel des Todes, durch welchen in die menschliche Natur das Gift des Todes eingespritzt wird, das den Menschen allmählich abtötet, bis es ihn schließlich ganz ermordet. Der von der Sünde abgetötete Mensch hält den Tod für eine natürliche Sache. Ein solches Verständnis aber zwingt ihm sein sündenbeladener Verstand auf, der durch die Sündenliebe völlig umgekrempelt ist, abnormalisiert und in vielem dämonisiert.
Der Heiland spricht von Kriegen als von etwas, was Seine Nachfolger nicht hervorrufen, sondern worunter sie leiden werden. Sie sollen sie nicht hervorrufen; wenn sie sie ereilen, so müssen sie ihnen ihre Tugenden des Evangeliums entgegenstellen: Glauben, Gebet, Langmut, Sanftmut, Barmherzigkeit, Liebe, Fasten und die übrigen. Den so wird nach dem Evangelium Krieg gegen den Krieg geführt, gegen die Sünde, gegen den Teufel. “Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel” (Eph 6, 12).
24, 7 Daß die Sünde die Ursache der Kriege ist, und durch sie der Teufel selbst, dafür dient als Beweis auch das, daß in der menschlichen Welt neben Kriegen noch sein werden Hungersnöte und Seuchen und Erdbeben hier und dort (Vers 7). All das übersteigt die rein menschlichen Kräfte und Möglichkeiten; hier beginnt schon die unmittelbare Wirksamkeit der “Geister des Bösen unter dem Himmel”. Durch den Menschen über die physische Natur ausgegossen, versetzt das Böse die ganze Natur in Furcht, schüttelt sie mit seinem Schrecken, chaotisiert sie, indem es sich und seinen Dämonismus in die göttliche Ordnung des Alls hineinzwängt. Die Natur ist im Kern ein ethisches Wesen, ein moralisches Geschöpf; sie reagiert auf die Anwesenheit des Bösen genauso wie auch die Gegenwart des Guten. Die Erde begann erst dann Dornen und Unkraut hervorzubringen, als die Sünde durch den Menschen in sie eintrat. Die Symbolik: die physische Welt erhob sich gegen den Menschen, weil dieser in sie die vernichtende Kraft des Bösen einführte: die Sünde, und über die Sünde – den Tod. Die Natur rächt sich am Menschengeschlecht durch Mißernten, Hungersnöte, Überschwemmungen, Erdbeben. Die Natur fühlt immer und weiß: entweder Gott oder den Teufel. Durch die Lossagung von Gott wurde der Mensch zum einzigen Wesen, einzigen Mißgebilde unter allen Wesen, das Gott nicht anerkennt. Das tut nicht einmal der Teufel. Darin eben liegt die tragische aber auch komische “Originalität” des Menschen beschlossen. Aber auch seine ganze Unnatürlichkeit. Und wenn er dabei nicht einmal den Teufel anerkennt, dann wird er zur Verkörperung, Personifizierung einer einzigartigen selbstmörderischen Unnatürlichkeit, Widernatürlichkeit.
24, 8 Das alles aber ist der Anfang der Wehen: für die Menschen, für den Menschen überhaupt, denn der Mensch ist das Gefühlselement der Natur, das wichtigste und allerwichtigste. Alle anderen irdischen Wesen fühlen weniger Qual von den Kriegen, Hungersnöten, Hochwasserkatastrophen, Erdbeben. Wenn man so will: der Mensch ist die Hauptantenne der Natur, die komplizierteste und empfindlichste für alles, was in der Natur vorgeht. Sie nimmt die feinsten Schwingungen wahr genauso wie die schwersten Konvulsionen der Natur. Ja, ja, der Mensch ist das größte Wunder der Natur. Er ist die Natur im Kleinen, die ganze Natur, Allnatur. Aber er ist auch die Natur im Großen, denn er führt die ganze Natur, sei es zu Gott sei es zum Teufel. Er ist ihr Schicksal, ihr Führer, ihr Lenker. Sie fühlt durch ihn und ist sich ihrer göttlichen Bestimmung am vollständigsten und vollkommensten bewußt. Er ist ihr Kopf und Herz.
24, 9 In unserer menschlichen Welt liegt die Stärke der Sünde im Menschen. Und das heißt: das Böse ist stark durch den Menschen, der Tod ist stark durch den Menschen, der Teufel ist stark durch den Menschen. Denn nur durch den Menschen haben die Sünde und das Böse und der Tod und der Teufel Gewalt über die Natur, die Erdenwelt. Hier fühlt man die Kraft jenes Wortes Gottes, durch das dem Menschen die Gewalt über die Natur gegeben wurde: “Lenkt die Erde und herrscht über sie”. Und der Mensch lenkt und herrscht über sie entweder durch seine Güte oder durch seine Bosheit. Herrscht er durch seine gottzustrebende Güte, so verwandelt er die Erde in ein Paradies; herrscht er jedoch durch sein diabolozentrisches Böses, so macht er die Erde zur Hölle. All das hängt vom freien Willen des Menschen ab, von seiner Selbstbestimmung für das Gute oder das Böse, für Gott oder den Teufel. Das Böse ist seiner Natur nach immer “antichristlich”, “antilogisch”, sei es offen oder verdeckt. Aber beim Ende der Weltgeschichte wird es vollkommen deutlich und ganz offensichtlich “antichristlich” sein. Durch all seine Handlungsweisen greift es tatsächlich immer nur Christus an, diese Göttliche Verkörperung und menschliche Personifizierung der allervollkommensten und allewigen Göttlichen Güte. Sowohl das Gute als auch das Böse herrschen über die irdische Welt durch die Menschen. Das Gute Christi herrscht über die Welt durch die Christusträger, durch die Nachfolger Christi. Deshalb werden diese verfolgt, gequält, geschlagen und getötet, von allen Verehrern und Dienern des Bösen, den Dienern des Teufels. Die von den Annehmlichkeiten des Bösen trunkenen, aufgereizten, verirrten und wahnsinnigen Teufelsdiener werden die Nachfolger Christi quälen und planmäßig mit Freude töten. Tatsächlich werden sie gegen Christus kämpfen in den Christusträgern und sie um Seines Namens willen hassen.
24, 10 Und dann werden viele verführt werden, – wodurch? Dadurch, daß die Diener des Bösen und des Teufels die Christusträger, die Christen, peinigen und töten, aber der allmächtige und allwundertätige Gottmensch Christus schützt sie nicht. Sie erkennen darin: entweder Seine Schwäche oder mangelnde Sorge oder Nichtexistenz. “Wenn er existiert, warum schützt er die Seinen nicht?” werden die Verführten sagen. Aber sie wissen nicht, daß dies alles zugelassen wird, damit offenbar wird, wie unbegrenzt die menschliche Freiheit ist, und in ihr – wie grenzenlos und gottwidrig das menschliche Böse. Denn wie könnten sie gewahr werden, bis zu welchem Fall die menschliche Natur gelangt ist, wenn nicht dadurch, daß sie blind und sinnlos revoltiert und das Göttliche Gute in der Welt tötet: Christus und die Christusträger. Die menschliche Freiheit verliert allmählich den Verstand vom Bösen und Sünde, bis sie schließlich ganz den Verstand verliert, wenn sie sich vollständig dem Bösen und der Sünde überantwortet und unterordnet. Dann werden viele abfallen und werden einander überliefern und werden sich untereinander hassen (Vers 10).
24, 11 Falsche Propheten? – Das sind diejenigen, welche das Böse und den Schöpfer des Bösen – den Teufel – verherrlichen; so wie wahre Propheten diejenigen sind, die das Gute und den Schöpfer des Guten – Gott – preisen. Falsche Propheten werden nach Eingebung der unreinen Mächte, der Dämonen sprechen; so wie wahre Propheten auf Eingebung Gottes sprechen. Wie das Böse so hat auch das Gute seine Macht und Kraft. Durch die Macht des Bösen zeichnen sich falsche Propheten aus, und so werden sie viele irreführen (Vers 11). Ihre gesamte Lehre und Wirksamkeit führen wahre Propheten auf ein Prinzip zurück und leiten sie von einem Prinzip her: “So spricht der Herr”, “so tut der Herr”. Von falschen Propheten könnte man dagegen sagen: ihre gesamte Lehre und Tätigkeit läuft auf ein Prinzip hinaus und wird von einem Prinzip abgeleitet: “So spricht der Teufel”, “so tut der Teufel”. Die ersteren führen alles auf Christus zurück, die letzteren auf den Antichrist. Und sie werden viele irreführen (Vers 11), denn jene vielen denken, daß das Böse stärker ist als das Gute, das Unrecht stärker als die Gerechtigkeit, die Lüge stärker als die Wahrheit, der Haß stärker als die Liebe, der Teufel stärker als Gott. Doch darin besteht der schlimmste Irrtum und die Verführung der großen Freiheit, die das menschliche Wesen in Hinsicht auf Gott und den Teufel besitzt. Daher dieser Fall, durch den der Mensch in die Hölle fällt, in das Reich des Teufels, und dort auf ewig bleibt. So wie sein Aufstieg zu Gott durch die heiligen Mysterien und die heiligen Tugenden in das Paradies führt, wo er ewig leben wird in Gottes ewigen und gottewigen Vollkommenheiten.