Samstag, 7. Januar 2012

Weihnachtsbotschaft des Patriarchen vom Moskau und ganz Russland Kirill

an die Oberhirten, Hirten, Mönche und Nonnen und alle treuen Kinder der Russischen Orthodoxen Kirche
Hochgeweihte Oberhirten, hochwürdige Väter, gottgeliebte Mönche und Nonnen, liebe Brüder und Schwestern!
An diesem lichten und mit Freude erfüllten Fest der Geburt im Fleisch unseres Herrn, Gottes und Erlösers Jesus Christus grüße ich euch alle herzlich, meine Lieben. In dieser lichthellen Nacht wiederholen wir im Gebet den Lobpreis der Engel, der verkündigt „große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der HERR, in der Stadt Davids“ (Lk 2,10-12).
Die Menschheit, die Gott im Sündenfall abgelehnt hat, gewinnt heute die Möglichkeit, sich mit ihrem Schöpfer und Vorseher wieder zu vereinigen. Das Kommen des Gottessohnes in die Welt ist seine freiwillige Erniedrigung bis zur Bereitschaft, sich zum quälenden, schändlichen „Tode, ja zum Tode am Kreuz“ herabzulassen (Phil 2,8). Gott wird im Fleisch geboren, um seine Liebe den Menschen aufzuzeigen und jedem zu helfen, die Fülle des Seins zu gewinnen, der seinen Aufruf hören will.
Gerade deshalb schenkt uns das heutige Fest das unwandelbare Vertrauen auf die Hilfe von oben in schwierigsten Umständen unseres Lebens. Gott, der seine Schöpfung nicht verlassen hat und ihr den Weg zur Ewigkeit eröffnet hat, erschien uns im Säugling Christus, im wehrlosen Kind, das Aufmerksamkeit und Sorge braucht.
Wir alle müssen dieses biblische Bild in unseren Herzen bewahren. In dem wir uns an das in der Krippe liegende Gotteskind erinnern, gewinnen wir den festen Glauben und die unzerstörbare Hoffnung auf die göttliche Vorsehung, die zum Wohl jedes Menschen führt. Auch wenn in unserem Leben keine Stütze bleibt, alles nicht fest und hoffnungslos zu sein scheint, muss es uns klar sein, dass der Herr durch seine gnadenvolle Kraft fähig ist, Schmerz, Leiden und Armseligkeit unserer Welt in Glückseligkeit, Freude und die Überfülle geistlicher Gaben zu verwandeln.
Am Festtag des Kommens des Erlösers wendet sich der innerliche Blick der Gläubigen zur Wiege des Christentums, dem Heiligen Land, das gewürdigt wurde, der Ort der Geburt, des Lebens und des irdischen Dienstes des Herrn zu sein. Heute durchleben die, die Christus nachfolgen, schwere Prüfungen in den Ländern, in denen die Ereignisse der Heilsgeschichte stattfanden, sie begegnen neuen Gefahren für die Existenz der jahrhundertealten geistlichen Tradition. Lasset uns in den lichten Weihnachtstagen inständige Gebete für unsere Glaubensgeschwister darbringen, für die Hüter der kostbaren Heiligtümer, für die Erben der frühchristlichen Überlieferung.
„Und so ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit“ (siehe 1 Kor 12,26). Diese Worte des Apostels betreffen nicht nur die Glieder einer einzigen Pfarrei, einer einzigen Kirchengemeinde. Sie umfassen gewiss alle Kinder der einen, heiligen, allumfassenden und apostolischen Kirche, der auf der ganzen Welt verbreiteten Orthodoxen Kirche. Ihre Einheit besteht nicht nur in dem einen Glauben der heiligen Väter und in der sakramentalen Gemeinschaft, aber auch im Mitempfinden der Schwierigkeiten, im hingebenden Dienen aneinander, im wechselseitigen Gebet.
Das vergangene Jahr war nicht leicht im Leben vieler Länder und Völker, darunter jener, die im Raum der historischen Rus ́ leben: nicht wenige tragische Ereignisse und Kataklysmen dienten der Erprobung unseres Glaubens und unserer Standhaftigkeit.
Heute jedoch vollziehen sich die hauptsächlichen Prüfungen nicht im materiellen, sondern im geistlichen Bereich. Diejenigen Gefahren, die auf der physischen Ebene liegen, mindern das körperliche Wohlergehen und den Komfort. In dem sie die materielle Seite des Lebens erschweren, sind sie aber unfähig, dem geistlichen Leben einen erheblichen Schaden zu bringen. Aber gerade die spirituelle Dimension deckt die wichtigste und ernst zu nehmende weltanschauliche Herausforderung unserer Zeit auf. Diese Herausforderung ist auf die Vernichtung des von Gott in unserer Seele angelegten sittlichen Gefühls gerichtet. Heute versucht man den Menschen davon zu überzeugen, dass er allein das Maß der Wahrheit sei, dass jeder seine eigene Wahrheit habe und bestimme, was Gut und was Übel ist. Die göttliche Wahrheit, beziehungsweise die auf dieser Wahrheit beruhende Unterscheidung zwischen Gut und Böse, versucht man durch die sittliche Indifferenz und Permissivität zu ersetzen, die die Seelen der Menschen zerstören und sie des ewigen Lebens berauben. Wenn Naturkatastrophen und Kriegshandlungen die äußerliche Lebensordnung in Ruinen verwandeln, so zersetzt der sittliche Relativismus das Gewissen des Menschen, macht ihn geistlich behindert, missachtet die göttlichen Daseinsgesetze und stört die Korrelation der Schöpfung mit dem Schöpfer.
Wir müssen in erster Linie dieser Gefahr widerstehen, in dem wir die allreine Jungfrau und die Versammlung der Heiligen zu Hilfe rufen, damit sie durch ihre Fürbitte vor dem Thron des Heiligen und Wahrhaftigen Herrn (Off 6,10), den wir heute in der Gestalt des neugeborenen Kindes verehren, die Kraft für uns erwirken, um „mit Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel“ (Eph 6,12) zu kämpfen. Es ist wichtig, die Betrügereien und Täuschungen des irdischen Wohlergehens in unseren verderblichen Leidenschaften erkennen zu lernen, im habsüchtigen Streben, in der Verlockung der Reklame, in den Unterhaltungs- und Politiktexten. Es ist immer wichtig, die Stimme des eigenen Gewissens zu hören, die vor der Gefahr der Sünde warnt und es versteht, die eigenen Handlungen mit den Geboten des Evangeliums zu vereinbaren.
Heute wie immer ist jede Christin, jeder Christ gerufen, den Wert der gerechten Lebensweise durch eigenes tägliches Handeln zu bekräftigen, bewusst dem sittlichen Relativismus und dem Kultus der schnellen Gewinnsucht zu widerstehen. Es gibt um uns herum viele Schwache, Kranke, Einsame. Es gibt nicht wenige, die wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten auf der Suche nach Arbeit ihre Heimatorte verlassen haben, die auch Sorge brauchen, denn sie geraten zuweilen in eine feindselige Umgebung. An der Ausführung der sozialen, missionarischen, kirchlich-gesellschaftlichen Aktivitäten, muss sich jeder Hirte und jeder Laie beteiligen. Nach den Worten des hl. Innocentius von Kherson, „nur im Lichte Christi kann man Gott, sich selber und die Welt in ihrer wahren Gestalt sehen; nur auf die Weisung der himmlischen Offenbarung kann man den Pfad finden, der ins ewige Leben führt“.
Wir müssen die Wärme und Freude des heutigen Festes mit denjenigen teilen, die die Tröstung von Christus erhoffen. Jeder von uns kann das Licht des Sterns von Bethlehem den Nächsten und Fernen bringen: den Kollegen, Freunden, Verwandten und Nachbarn.
Im vergangenen Jahr wurde in Zusammenarbeit mit der staatlichen Gewalt und öffentlichen Organisationen der Anfang vieler Initiativen gemacht, die die Menschen zusammenschließen und die feste geistliche und sittliche Grundlagen des gesellschaftlichen Lebens wieder erneuern können.
Der Entwicklung solcher Zusammenarbeit, auch dem Zeugnis von der kostbaren Einheit unserer Kirche, dienten die von mir unternommenen Reisen in Russland, in die Ukraine, in Moldawien. Diese Visitationen haben meine Erfahrung des Gebetes und der Gemeinschaft mit dem gläubigen Volk bereichert, und ich hoffe, sie haben zu Verfestigung des uns verbindenden geistlichen Bandes beigetragen. In den Gottesdiensten, die mit Beteiligung sehr vieler Leute gefeiert wurden, ist auf besondere Weise die Kraft des Glaubens und des Gebetes erschienen, was die Schönheit der Orthodoxie ausmacht, die Schönheit und die Macht der „Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens“ (Eph 4,3).
Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel“ (Eph 6,12) zu kämpfen. Es ist wichtig, die Betrügereien und Täuschungen des irdischen Wohlergehens in unseren verderblichen Leidenschaften erkennen zu lernen, im habsüchtigen Streben, in der Verlockung der Reklame, in den Unterhaltungs- und Politiktexten. Es ist immer wichtig, die Stimme des eigenen Gewissens zu hören, die vor der Gefahr der Sünde warnt und es versteht, die eigenen Handlungen mit den Geboten des Evangeliums zu vereinbaren.
Heute wie immer ist jede Christin, jeder Christ gerufen, den Wert der gerechten Lebensweise durch eigenes tägliches Handeln zu bekräftigen, bewusst dem sittlichen Relativismus und dem Kultus der schnellen Gewinnsucht zu widerstehen. Es gibt um uns herum viele Schwache, Kranke, Einsame. Es gibt nicht wenige, die wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten auf der Suche nach Arbeit ihre Heimatorte verlassen haben, die auch Sorge brauchen, denn sie geraten zuweilen in eine feindselige Umgebung. An der Ausführung der sozialen, missionarischen, kirchlich-gesellschaftlichen Aktivitäten, muss sich jeder Hirte und jeder Laie beteiligen. Nach den Worten des hl. Innocentius von Kherson, „nur im Lichte Christi kann man Gott, sich selber und die Welt in ihrer wahren Gestalt sehen; nur auf die Weisung der himmlischen Offenbarung kann man den Pfad finden, der ins ewige Leben führt“.
Wir müssen die Wärme und Freude des heutigen Festes mit denjenigen teilen, die die Tröstung von Christus erhoffen. Jeder von uns kann das Licht des Sterns von Bethlehem den Nächsten und Fernen bringen: den Kollegen, Freunden, Verwandten und Nachbarn.
Im vergangenen Jahr wurde in Zusammenarbeit mit der staatlichen Gewalt und öffentlichen Organisationen der Anfang vieler Initiativen gemacht, die die Menschen zusammenschließen und die feste geistliche und sittliche Grundlagen des gesellschaftlichen Lebens wieder erneuern können.
Der Entwicklung solcher Zusammenarbeit, auch dem Zeugnis von der kostbaren Einheit unserer Kirche, dienten die von mir unternommenen Reisen in Russland, in die Ukraine, in Moldawien. Diese Visitationen haben meine Erfahrung des Gebetes und der Gemeinschaft mit dem gläubigen Volk bereichert, und ich hoffe, sie haben zu Verfestigung des uns verbindenden geistlichen Bandes beigetragen. In den Gottesdiensten, die mit Beteiligung sehr vieler Leute gefeiert wurden, ist auf besondere Weise die Kraft des Glaubens und des Gebetes erschienen, was die Schönheit der Orthodoxie ausmacht, die Schönheit und die Macht der „Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens“ (Eph 4,3).
In dem ich euch alle zu Christi Geburt und zum Neuen Jahr gratuliere, wünsche ich euch im Gebet, stets in der Freude des Herrn zu verbleiben, der Mensch geworden ist, damit „wir durch desselben Gnade gerecht und Erben des ewigen Lebens nach der Hoffnung“ seien (Tit 3,7). „Der Gott aber der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr völlige Hoffnung habet durch die Kraft des Heiligen Geistes“ (Röm 15,13).

Amen.


PATRIARCH VON MOSKAU UND GANZ RUSSLAND

Weihnachten, 2011/2012 Moskau

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