Dienstag, 12. Januar 2010

Beweis der Liebe


Von Bischof Daniel von Südsachalin und den Kurillen


Einmal entschied sich ein gewissenloser Mensch dazu, sich seine eigene Religion auszudenken, um Geld und Macht zu erlangen. Er fragte einen Bekannten: „Wie könnte ich es erreichen, daß meine Religion mir Gewinn bringen, und das Volk mir nachlaufen würde?“ Sein Bekannter sagte: „Das ist sehr einfach. Schaffe deine eigene Lehre und fange an diese zu predigen und wenn die ganze Welt gegen dich zu Felde zieht, dich vertreibt, dich ins Gefängnis steckt und kreuzigt, dann, nach dieser Hinrichtung, werden die Menschen dir wirklich folgen. Dann werden alle sehen, daß du kein Theoretiker bist, daß du diese Lehre wirklich gelebt hast, daß sie deine Fleisch und Blut ist“. „Nein danke, das ist mir zuviel!“ – war seine Antwort.

Es gibt auf der Erde nur eine Religion, die die wahre Selbstopferung verkündet und ihre Geburt ist im Evangelium beschrieben. Das Christentum existiert bereits seit zweitausend Jahren aber noch niemand gab ein höheres Beispiel an Liebe und Bereitschaft sich zu opfern, als die Lehre und das Leben Christi… . Ja, Gott ist die Liebe1, spricht das Neue Testament, aber das Christentum ist keine Pastorale, denn die wahre Liebe ist immer selbstlos. Der Herr Selbst sagte: „Niemand hat größere Liebe denn der, der sein Leben läßt für seine Freunde“ (Joh 15:13). Man sollte annehmen, dies alles sei verständlich, doch warum mußte Gott auf dieser Erde geboren werden, warum war es notwendig, daß der Schöpfer der Welt Mensch wurde? Damit der verzweifelte, in Finsternis verirrte Mensch versteht, daß man ihn liebt.

Am 7. Januar2 feiern wir die Geburt unseres Herrn Jesus Christus. Wie könnten wir diesen Tag nicht feiern, an dem Gott auf der Erde geboren wurde, um gemeinsam mit uns zu leben? In den heidnischen Religionen gibt es viele Geschichten darüber, wie Götter menschliche Gestalt annehmen, als ob sie eine Masken aufsetzen. Aber dies versursachte ihnen keine Schmerzen. Und der Sohn Gottes, als Er Mensch geworden ward, demütigte Sich derartig, daß Er von seinem eigenen Geschöpf abhängig wurde – von anderen Menschen! Ja, Gott kann nicht leiden – Er ist allzufrieden und allselig. Aber nur aus einem ganz bestimmten Grund konnte Er mit uns den Kelch der Leiden teilen – indem Er Fleisch geworden ist. Und dies nicht auf eine virtuelle Weise, so als ob Er eine Maske aufsetzen würde, sondern ganz real – um Durst und Hunger zu spüren und Schmerz zu empfinden. Und Er tat es.

Gott wurde in eine einfache Familie geboren, damit kein Hirte oder Fischer sagen könnte – ich darf nicht ich kann nicht zu Christus gehen, denn Er ist der Sohn eines Königs und ich bin ein Plebejer, ich bin ein Niemand. Der Herr zeigte, daß Er für alle geboren wurde. Und nicht in einem Königspalast, sondern in der Höhle, in einem Stall mit Ochsen. Und Er wurde in die Krippe des Viehs gelegt! Gott zeigte uns, daß Er imstande ist, alles zu erdulden, alles, was auch Seine Menschen erdulden. Er nahm das Einfachste in unserem Leben an, und nahm uns nichts fort. Im Gegenteil, Er gab uns Sich Selbst, damit wir „das Leben und volle Genüge haben sollen“ (Joh 10:10).


1  Joh 4:8 (Anm. des Übers.)
2  Einige orthodoxe Christen feiern die Geburt Christi nach dem "Alten Kalender" (Julianischer Kalender) am 7. Januar, andere Orthodoxe nach dem "Neuen Kalender" (Gregorianischer Kalender) am 25. Dezember. (Anm. der Redaktion)

Übersetzung: Olga Miller



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