Mittwoch, 28. September 2016

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"Heidegger zwischen Antifaschismus und Theologie"
von Martin Sellner
In elaborierter und quellennaher Ausführung arbeitet er Heideggers Kritik an der westlich-scholastischen Ontotheologie heraus. Er sieht darin eine »gottesfürchtige Gottlosigkeit«, einen »heroischen A-Theismus«, der keine Gleichgültigkeit, sondern ein ehrliches Ringen mit der Gottesfrage ist. In einem »götzenvernichtende[n] Apophantismus« nietzscheanischer Prägung »legt er die Katastrophe bloß«. Gott, als »das, wozu ihn die Theologen machten«, ist tot.
Er trifft so jene, die »mit Gott umgehen wie mit einem Taschenmesser« (Heidegger) und denen Remete ein »konformistisches, gemütliches, träges und scheinheiliges theologisches Denken« vorwirft. Heidegger sei damit ein »Korrektiv«, ein Feuer der Kritik, durch das alle wahre Theologie und Gläubigkeit gehen müsse.
Remete sieht in seinem Seinsdenken und der »lichtenden Verbergung« eine Strukturähnlichkeit zum sich verbergenden »apophantischen« Gott der Orthodoxie. Der orthodoxen Mystik entspricht, daß Heidegger der Wahrheit der Kunst ihre Würde zurückgibt und die Alleinherrschaft des rationalen Denkens bestreitet.
Bei aller Bewunderung und Sympathie bekennt Remete aber ehrlich die Differenz. Heidegger war ein Grenzgänger des Heiligen. Er steckte hütend und wehrend den Raum des Sakralen denkerisch ab. Doch seine phänomenologische »Rigorosität«, so Remete, verunmöglichte ihm einen »leap of faith«. Heidegger sei endlich an Jesus Christus, dem »alleinigen Dasein«, »vorbeigezogen«.
Sein Glauben sei eine »unmögliche Mischung von Heidentum und Christentum« gewesen, doch seine gelebte »lebenslange Frömmigkeit« gegenüber den heiligen Dingen überzeugt Remete: Heidegger sei in seiner heroischen Gläubigkeit, seiner frommen Rebellion im »Schoß der christlichen Urkirche« geblieben.
Remete ist in seiner Quellenkenntnis beeindruckend, in seinem Feuer mitreißend, in seiner Empathie berührend und in seinen Thesen herausfordernd. Schützenhilfe bekommt er von keinem Geringeren als Friedrich-Wilhelm von Herrmann. Dieser meinte unlängst in einem Interview mit Alexander Dugin, daß er Heideggers gesamte Philosophie mit einem christlichen Glauben für vereinbar hält. Mehr noch – von Herrmann wird zum Kronzeugen von Remetes These: Heidegger habe explizit im »ostkirchlichen Gottesverständnis« eine Möglichkeit zur Erneuerung des ausgetrockneten, westlichen Glaubens gesehen.
Quelle: Sezession

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