Hl. Johannes     Chrysostomos (344/349-407) war Erzbischof von  Konstantinopel     und, zusammen mit dem Hl. Basilius dem Großen und dem  Hl.     Gregor von Nazianz, einer der Heiligen Drei Hierarchen der      Orthodoxen Kirche. In seinen Texten zum Thema Fasten werden     die  Kraft und die Bedeutung des Fastens sowohl für den     einzelnen  Gläubigen als auch für die ganze Gemeinschaft     deutlich.
Über die Veränderung beim     Fastenanfang:Jetzt  hören wir kein Gemurmel und keinen     Lärm mehr, weder die Zubereitung  von Fleisch noch die     Geschäftigkeit der Köche; all das hat  aufgehört und unsere     Stadt ist einer ehrenhaften, bescheidenen und  weisen Frau     ähnlich geworden. Wenn ich über diese plötzlich  entstandene     Veränderung nachdenke und mich an den gestrigen Tumult      erinnere, dann wird mir die Kraft des Fastens klar, das,     dadurch  dass es in das Gewissen eines jeden von uns     eingegangen ist, unsere  Gedanken umgewandelt und unseren Geist     gereinigt hat: Dies gilt für  Adlige wie für gewöhnliche     Menschen, für Freie wie für Sklaven, für  Männer wie für     Frauen, für Reiche wie für Arme. Und warum nur Adlige  und     gewöhnliche Menschen 
erwähnen? Das Fasten hat doch sogar das      Gewissen dessen, der das Diadem trägt, sowie das Gewissen     seiner  Untergebenen verändert. Heute siehst du keinen     Unterschied zwischen  den Tafeln der Armen und der Reichen; bei     allen wurde gewöhnliches  Essen vorbereitet, ungeachtet ihrer     Wünsche und Möglichkeiten; jetzt  kommt man zu einer     gewöhnlichen Tafel mit größerer Begeisterung als  früher, als     eine Fülle verschiedener Nahrung und des Weins  aufgetischt     war.
Über die Veränderung nach der     Fastenzeit:Bietet  uns das Fasten nicht einen echten     Schatz? Überall herrscht Frieden  und Ruhe; sind unsere Häuser     nicht ohne Hast, Tumult und Lärm  gewesen? Der Geist des     Fastenden hat aber die Ruhe gespürt, noch  bevor er sein Haus     betreten hat; ja, sogar die Stadt selbst  verkündet den     gleichen gesegneten Zustand und Frieden, die in  unseren Seelen     und unseren Häusern herrschen; am Abend hört man  nicht den     Straßengesang, noch kann man am Tage Eitelkeit und  Trunkenheit     bemerken; es gibt keinen Lärm und keinen Streit; überall  ist     große Stille. Nun ist es aber nicht mehr so: Seit frühestem      Morgen hört man den Tumult, den Lärm und das Geklopfe der     Köche und  wie in unseren Häusern, so herrscht auch in unseren     Seelen ein  großes Durcheinander, da unsere inneren     Leidenschaften durch die  Unterhaltung geweckt werden und die     Flamme der nichtsündigen Wünsche  sich ausbreitet. Darum soll     man der vergangenen Fastenzeit, die das  alles zügelte,     nachtrauern; wenn wir aber die Askese des Fastens  auch     abgeschlossen haben, so sollen wir uns nicht die Liebe für das      Fasten vorenthalten und es nicht gänzlich aus unserer     Erinnerung  auslöschen.
Über den wahren Charakter des     Fastens:Du  sagst, dass du fastest. Überzeuge mich     davon durch deine Taten. Und  welche Taten sind das? Wenn du     einen Armen siehst, spende ihm  Almosen. Wenn du deinen Feind     triffst, versöhne dich mit ihm. Siehst  du auf der Straße ein     schönes Gesicht, wende deinen Blick von ihm  ab. Faste also     nicht nur mit dem Bauch, sondern auch mit Augen und  Ohren, mit     Händen und Füßen sowie mit allen Gliedern deines Körpers.  Die     Hände sollen fasten, dadurch dass sie sich von jeglicher      Gierigkeit und vom Diebstahl enthalten. Die Füße sollen     fasten,  dadurch dass sie nicht die Wege der Sünde begehen. Die     Augen sollen  fasten, dadurch dass sie nicht schöne Gesichter     leidenschaftlich  betrachten noch voller Neid auf das Eigentum     anderer schauen. Du  sagst, du isst kein Fleisch. Hüte dich     aber davor, mit deinen Augen  das, was du um dich herum siehst,     wolllustig zu verschlingen. Faste  auch mit deinem Gehörsinn,     indem du dem Lästern und den Intrigen  nicht zuhörst. Welchen     Nutzen haben wir davon, wenn wir Fleisch und  Fisch nicht     essen, unsere Nächsten aber beißen und     verschlingen.
(Quelle: Internet-Seite des Serbischen     Patriarchates: http://www.spc.rs/sr/sveti_oci_o_postu)
