Freitag, 17. Dezember 2010

„Lehret sie alles das zu bewahren, was Ich euch geboten habe“ (Teil 4 von 4)

Der Heilige Metropolit Filaret von Moskau
Lehret sie alles das zu bewahren, was Ich euch geboten habe“
Zur Weihe des Tempels im Namen des Heiligen Geistes

(Teil 4 von 4)


Wer nämlich den geistlichen Tempel Gottes in seiner Seele und in seinem Leib durch unreine Gedanken und üble Gelüste besudelt und mit den frevelhaften Werken der Sünde zu Grunde richtet, ohne sich daraufhin große Mühe zu geben, ihn dann voll Reumütigkeit wieder aufzurichten und, an empfangener Vergebung reich, in seinem wiederhergestellten Leben zu erneuern, denjenigen überlässt der geduldige und zugleich gerechte Gott schließlich seinem eigenmächtig gewählten Schicksal, als eine unglückselige Ruine, welche von den Mächten der Finsternis erbarmungslos unter die Füße getreten wird.
Wir bewahren uns vor einem so miserablen Ausgang, indem wir, zum Beispiel, die folgende Ermahnung des Apostels ernsthaft zu Herzen nehmen: „Oh, meine Lieben, da reinigen wir uns von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir in der Furcht Gottes die Heiligkeit vollbringen“.(1) Diesem Glaubenswerk getreu, gewöhnen wir uns pflichtbewusst daran, in aufrichtiger Anwendung solcher vorteilhaften und wirksamen Hilfsmittel, wie sie der heilige Tempel uns bietet und im steten Gedenken an den Tempel selbst, den rechten Beistand für dieses durchaus nicht leichte Unternehmen zu finden.

Trittst du in den Tempel ein, dann rufe dir in Erinnerung die Verheißung des Herrn, welche Er an Jene richtet, die sich in Seinem Namen versammeln: „Ich bin dort mitten unter euch zugegen“, und halte dich von Ehrfurcht durchdrungen wie vor Seinem Angesicht gegenwärtig. Dann wird die Gnade Gottes dich umschatten, wie einst die wundersame Wolke im Tempel zu Jerusalem (2).
Verweilst du in der Kirche andächtig im Gebet, dann bedenke wie in ihr der Hauch des Heiligen Geistes weht, stehe still, halte jede Bewegung an, und atme in dir seinen Leben spendenden Odem ein.
Trifft dich hier mit seiner direkten Weisungskraft das Wort Gottes, dann öffne ihm im Glauben sowohl dein inneres Ohr wie auch dein Herz, um mit inbrünstigem Verlangen das Himmelsbrot zu empfangen, nicht nur zur Ernährung deiner Einbildung und Erinnerungskraft, sondern vor allem auch deines gesamten Lebens mit seiner äußeren Handelsbereitschaft und inneren Wirksamkeit.
Willst du an dem Mysterium des Leibes und Blutes Jesu Christi teilhaftig werden, oder wohnst zumindest ihm bei, dann löse dich von allem Sichtbaren um dich herum und hafte aufs innigste, mit dem Gedanken und dem Herzen, dem an, was du glaubst. Das heißt, an das Kreuz und Grab Des Herrn, an die Person des leidenden, sterbenden, in Leinen gewickelten, auferstandenen und göttlich verherrlichten Jesus Christus. Du wirst Ihn mit deinem Glauben in der Tat wirklicher erfassen, als jene blutflüssige Frau, welche nur sein Gewand anrührte, „und Kraft ging von ihm aus“ (3). Denn ebenso geschieht es auch dir, damit es deine Kräfte der Seele und des Leibes reinigen und erhöhen mag.
Sollte es gelegentlich vorkommen, dass sich ein unreiner Gedanke und ein unzüchtiges Gelüste dem Tempel deiner Seele naht, dann beeile dich sie eben durch die Erinnerung an den Tempel abzuweisen. Ist es denn, wie vielen Anderen, nicht auch mir gesagt: Ihr seid der Tempel Gottes?... Ja, ich habe durchaus nicht die Absicht auf geile Art und Weise den Tempel Gottes zu beflecken, da es seiner Heiligkeit widerspricht.
Wenn aber aller guten Zuversicht entgegen, die leidenschaftliche Begierde zunimmt oder sogar das Übergewicht gewinnt, indem sie nicht nur in Gedanken sondern mit dem Leib zur Verrichtung der sündevollen und frevelhaften Erregung drängt, dann bewaffne dich nur um so stärker mit der Besinnung auf die Heiligkeit des Tempels. Halte fest daran mit dem gleichen Vorwurf! Betrifft, wie viele Andere, nicht auch mich das unvergängliche Wort Gottes: „Eure Leiber sind der Tempel Des Heiligen Geistes, der in euch lebt“? Wie werde ich mich also dazu erdreisten, an mir selbst durch die Ungerechtigkeit der Sünde den Tempel Des Heiligen Geistes zu verderben und nieder zu reißen? Da geschehe es nur ja nicht, dass ich durch meine Missachtung Den Heiligen Geist verunglimpfe und von mir treibe!
Oh, Heiliger Geist, der Du vom Vater ausgehst und im Sohne ruhest. 
Der Du, indem Du aus der Höhe herabsteigst, um Dir Heiligtümer einzurichten, in den Heiligen Wohnung nimmst und sie zur Vollendung bringst. Kehre durch Deine Gnade ein und finde, ohne ihn zu verlassen, einen Ort der Ruhe im von Dir geweihten Tempel. Wirke in schöpferisch Leben spendender Art und Weise durch deine Kraft, auf dass auch wir, so unwürdig wie wir sind, die Gabe gewinnen, am Hause Gottes, im Himmel wie auf Erden, mit erbaut zu werden. Zur Ehre Des Vaters, Des Sohnes und Des Heiligen Geistes. So sei es, in Ewigkeit. Amen. (4)

Übersetzung: Hierodiakon Prokopij (Kloster des hl. Johannes des Täufers, Essex / England)

Fußnoten:(1) 1. Petr. II:5
(2) 2. Kor. VII:1
(3) 1. Könige VIII:10(4) Luk. VIII: 46




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